Thalidomid-Embryopathie im Tierversuch

Abstract

Das Auftreten des Dysmelie-Syndroms in Europa und einigen auger-europ~isehen L~tndern stellt eine in ihrer Form und Ausdehnung einmalige medizinisehe Katastrophe dar, die weiteste Kreise der Bev61kerung in gleieher Weise bewegt hat wie die medizinisehe Faehwelt 36. Naeh den Ermittlungen von L~?cz16,17, McBI~I])E 2a u. a. handelt es sieh dabei urs~ehlieh um die verheerende teratogene Nebenwirkung des his 1961 als v611ig harmlos angesehenen, weir verbreiteten Sedativums Thalidomid, fiir die sieh mit den bisher gebr/~uehliehen ehemiseh-bioehemisehen, toxikologisehen und klinisehen Pr/ifverfahren 12 keinerlei Hinweise ergeben hatten. Wie wit heute wissen, h~ttten jedoeh dariiber hinaus aueh gezielte tierexperimentelle teratologisehe Untersuehungen vor der EJnfiihrung des Thalidomids kaum Anhaltspunkte ftir die inzwisehen bekannt gewordenen keimsehgdigenden Wirkungen erbringen kSnnen, da sich die Mehrzahl der getesteten Laboratoriumstiere als lV[odell ftir die Erzeugung des Dysmelie-Syndroms als ungeeignet erwiesl,a,4,~,G,%%24, 25, ~7,~1,3a. Bei kritiseher Siehtung der vorliegenden Arbeiten konnten lediglich SOMEt~S 30, FELISATI e und GIROUD 4 mit bestimmten Kaninchenrassen (Albinos) dem menschlichen Dysmelie-Syndrom analoge MiBbildungen der Feten erzielen. Kaninchen anderer Rassen erwiesen sich dagegen im teratologischen Versuch auch bei Verwendung h6chster Thalidomiddosen als refrakt/~r27,2s, 33.Die eigentliche Wirkungsweise des Thalidomid auf den embryonalen Stoffwechsel ist trotz intensiver Forsehung der letzten Jahre noch nicht gekl~rt 1~. Insbesondere mul3te der Umstand Anlag zur Besorgnis geben, dab noch keine geeigneten Priifverfahren zur Verfiigung standen, die die teratogene Nebenwirkung neu eingefiihrter Medikamente mit Sicherheit aufdeeken k6nnten 11. Ziel der Untersuchungen muBte es daher sein, ftir diese Zweeke geeignete tierexperimentelle teratologische Testverfahren zu entwickeln. Z. Kinderheilk., Bd. 91 15a