Die gezielte Entwicklung eines Konzepts fachübergreifender Schlüsselqualifikationen im Rahmen der Berufsbildung begann mit der Beschleunigung des technischen Wandels in den 1970er-Jahren, da die herkömmlichen Qualifizierungsansätze und Bildungsgänge darauf keine angemessene Antwort mehr boten. Der sich in diesem Problembewusstsein entfaltende Diskurs ist von zwei unterschiedlichen Polen beeinflusst. Auf der einen Seite wird ein umfassender Bildungsanspruch artikuliert, der noch vom klassischen Bildungsideal einer Universalgelehrtheit über kanonische Wissensbestände geprägt ist und sich für die Entfaltung des Einzelnen auf allen Ebenen des Seins im Sinne einer individuellen Kompetenzentwicklung ausspricht. Auf der anderen Seite stehen der Wandel der Produktion und die Erwartung an den Einzelnen als Produktivkraft, sich reibungslos wechselndes Spezialwissen zu erschließen, um so die ökonomische Verwertbarkeit beruflicher Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft gewährleisten zu können. Die Entwicklung der Schlüsselqualifikationsidee im Sinne eines Kompetenzkonzepts spiegelt diese Ambivalenz von Emanzipations-und Verwertungsaspekten in seiner changierenden Qualität anschaulich wider. Im Folgenden seien wichtige Stationen ihrer Resonanz in verschiedenen allgemein-und berufsbildenden Bereichen auf nationaler und internationaler Ebene kursorisch nachgezeichnet. Der Rückblick kann als Folie dienen, vor der sich die aktuelle Kompetenzdebatte besser einordnen lässt.