Hintergrund: Das Absetzen von Imatinib-Mesylat (IM) ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen bei Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie in der chronischen Phase (CML-CP) mit nicht nachweisbarer minimaler Resterkrankung (undetectable minimal residual disease; UMRD). Daten zum Verlauf nach Absetzen von IM nach vorangegangener Erstlinientherapie mit IM liegen jedoch nur in begrenztem Umfang vor. Methoden: In die Studie wurden konsekutiv Patienten mit CML-CP aufgenommen, bei denen zwischen Juni 2009 und Januar 2013 IM abgesetzt wurde, nachdem sie für ≥12 Monate eine UMRD erreicht hatten. Ergebnisse: 19 Patienten (8 männlich, 11 weiblich) wurden eingeschlossen. Nach dem Absetzen von IM verloren 14 Patienten (74%) das UMRD-Ansprechen, im Median nach 4,0 Monaten. Von den 14 Patienten mit molekularem Rezidiv trat der Rückfall bei 12 Patienten (86%) innerhalb von 9 Monaten nach Absetzen ein und bei den anderen 2 (14%) nach 20,5 bzw. 22,8 Monaten. Es traten keine molekularen Rezidive mehr später als 2 Jahre nach Absetzen auf. Bei einer medianen Nachbeobachtungsdauer von 58,1 Monaten (Bereich 23,0-66,5 Monate) betrug die geschätzte Rate der UMRD-Persistenz nach 5 Jahren 23,7%. Bei allen Patienten mit molekularem Rezidiv wurde die IM-Therapie wieder aufgenommen, und 12 dieser Patienten (86%) erreichten nach einer medianen Dauer von 5,3 Monaten erneut eine UMRD. Ein auf ein hohes Risiko hindeutender Sokal-Score, ein spätes Erreichen einer UMRD und eine kurze IM-Behandlungsdauer waren signifikant mit molekularer Rezidivierung assoziiert. Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Absetzung von IM bei Patienten, die unter einer IM-Erstlinientherapie eine UMRD erreichen, mit einem günstigen langfristigen Verlauf im Hinblick auf Sicherheit und Machbarkeit verbunden ist. Übersetzung aus Acta Haematol 2016;135:133-139 (DOI: 10.1159/000440936)