Während muskelinfiltrierende Urothelkarzinome der Harnblase eine klassische Indikation zur radikalen Zystektomie darstellen, ist dies bei T1-Karzinomen weiter Gegenstand kontroverser Diskussionen. Entscheidend für die Prognose eines Patienten mit Urothelkarzinom der Blase ist ± neben der Infiltrationstiefe ± immer auch der Grad der Entdifferenzierung. In Abhängigkeit vom Grading des Primärtumors versterben 10 bis 50 % aller Patienten mit einem T1-Karzinom und alleiniger Therapie mittels transurethraler Resektion tumorbedingt [1±5, 8]. Somit stellt die alleinige TUR-Blase zumindest für einen Teil der Patienten mit T1-Karzinom ein gefährliches ¹undertreatmentª dar. Durch zusätzliche intravesikale Chemotherapie konnte bislang kein positiver Effekt auf die Überlebensrate nach TUR eines T1-Blasenkarzinoms erreicht werden [6, 7], hinsichtlich einer adjuvanten BCG-Instillationstherapie sind die Ergebnisse widersprüchlich [4, 6, 7, 11]. Untersuchungen an der eigenen Klinik an 152 Patienten mit T1-Blasenkarzinomen bestätigen diese Ergebnisse, als zusätzliche Risikofaktoren bezüglich Progreû und tumorbedingter Mortalität sind Multifokalität des Tumors sowie Rezidivhäufigkeit identifiziert [5]. Stöckle et al. konnten zeigen, daû ein Patient mit T1 G3-Rezidivtumor nach TUR eine schlechtere Prognose aufweist als ein Patient nach primärer Zystektomie eines T2-Karzinoms [9]. Nach jeder erneuten TUR-Blase trägt der Patient in Abhängigkeit vom Grading ein Rezidivrisiko von 30 bis 70 % (G1 bis G3) und ein Progreûrisiko von 8 bis 50 % (G1 bis G3) [2, 5]. Im eigenen Krankengut ist kein Patient nach primärer Zystektomie eines T1 G3-Tumors verstorben, in der Gruppe der Patienten mit alleiniger TUR und Rezidivtumor verstarben 32 % tumorbedingt, wiederum streng korreliert mit dem Grading des Ersttumors [5].Zystektomieserien zeigen, daû bereits 5 bis 10 % der Patienten mit einem pT1 G3-Blasenkarzinom zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine lymphogene Metastasierung aufweisen, die natürlich jedoch nur dedektierbar ist im Rahmen einer pelvinen Lymphadenektomie. Diese Patienten profitieren ± bei geringer Tumormasse und frühzeitiger Behandlung ± von der Zystektomie und einer adjuvanten M-VEC-Therapie [10].Selbstverständlich ist, daû Patienten mit einem Rezidiv nach transurethraler Resektion eines T1 G3-Tumors nicht nur das Risiko des möglichen Progresses, sondern auch das einer erhöh-ten Wahrscheinlichkeit der Metastasierung tragen. Bei Patienten mit T1 G3-Karzinomen ± insbesondere gröûerem unifokalem oder gar multifokalem Befund ± halten wir die radikale Zystektomie für indiziert. Wie auch bei Patienten mit einem Rezidiv-T1 G2-Tumor die definitive Kontrolle des Tumors durch Radikaloperation erfolgen sollte. Literatur 1. Bracken RB, McDonald W, Johnson DE (1981) Cystectomy for superficial bladder cancer. Locally advanced bladder cancer: longterm results of radical cystectomy with and without adjuvant polychemotherapy ± prospective and retrospective data. J Urol 155 [Suppl]: 1267 11. Vegt PDA, Witjes A, Witjes WPJ, Doesburg WH, Debruyne JMJ, ...