Zusammenfassung
Ziel der Studie Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe in
Kindertageseinrichtungen (Kitas) und das in dieser Studie als einer ihrer
Bausteine untersuchte Zähneputzen sollen Kariesinzidenz reduzieren und
Zahngesundheit fördern. Bei der Umsetzung dieser Maßnahme treten
allerdings verschiedene Barrieren auf. So wird ein erhöhtes
Übertragungsrisiko respiratorischer Infektionskrankheiten in den Kitas
befürchtet. In der ZINFEKT-Studie sollte überprüft
werden, ob und in welchem Ausmaß Unterschiede in der Häufigkeit
akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) zwischen Kitas auftreten, die
Zähneputzen implementieren, und Kitas, die die Maßnahme nicht
umsetzen.
Methodik In einer ökologischen Studie wurden für
N=33 Kitas aus der kreisfreien Stadt Braunschweig, der Region Hannover
und dem Landkreis Osnabrück Daten der ARE-Surveillance des
Niedersächsischen Landesgesundheitsamts 2013–2018 mit Angaben
des Zahnärztlichen Dienstes zum Zähneputzen verknüpft.
Als Beobachtungseinheiten wurden (in Anlehnung an das Konzept der
„Patiententage“ der Infektions-Surveillance im Krankenhaus)
„kranke Kinderwochen“ als Wochen definiert, in denen für
ein in der Kita angemeldetes Kind eine ARE berichtet wurde. Neben Kreuztabellen
wurden relative Risiken für kranke Kinderwochen in Abhängigkeit
vom Zähneputzen sowie Breslow-Day-Tests für Interaktionen mit
Ort, Kita-Größe, ARE-Saison und Zeitfenster innerhalb von
ARE-Saisons durchgeführt.
Ergebnisse Insgesamt war der Anteil an kranken Kinderwochen in den Kitas,
die Zähne putzten, um 4,6% höher als in Kitas ohne
Zähneputzen (17,9 vs. 13,3%; p<0,0001). Die Richtung
dieses Unterschiedes änderte sich in den nach den räumlichen und
zeitlichen Ko-Variablen stratifizierten Analysen mit einer Ausnahme (Kitas mit
50 oder weniger angemeldeten Kindern) nicht.
Schlussfolgerung Die Annahme, dass regelmäßiges
Zähneputzen in Kitas mit höheren ARE-Raten einhergeht, scheint
angesichts der Ergebnisse eine empirische Entsprechung zu haben. Allerdings
spricht der gefundene Unterschied trotz der Limitationen der Studie (vor allem
das ökologische Studiendesign und mögliche
Einschränkungen der Repräsentativität der Kitas) sowohl
angesichts seiner Größe als auch der möglicherweise noch
optimierbaren Hygiene-Compliance unseres Erachtens nicht gegen das
Zähneputzen als Teil der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe in
Kitas.