Piña ist ein textiler Stoff, der auf singuläre Weise für die Philippinen steht. 2 In einem komplizierten, zeitraubenden Verfahren werden Fasern aus Ananasblättern gewonnen und zu einem luftigen, halbtransparenten, sehr teuren weißlichen Stoff verwoben. Piña wurde im 19. Jahrhundert von der philippinischen Illustrado-Klasse getragen. Illustrados -die Erleuchteten -waren auf den Philippinen geborene spanische Mestizen, die ihre höhere Bildung in Europa erhalten hatten und im Fernhandel ihren Wohlstand mehrten. Das Tragen von Piña war ein Synonym für die Beherrschung der spanischen Sprache, für Reichtum, verfeinerte europäische Manieren und Urbanität. Noch vor der indigenen Bevölkerung (Indios) und trotz ihrer engen wirtschaftlichen und kulturellen Verbindung zu Spanien entwickelten die Illustrados die Idee einer von der spanischen Kolonialherrschaft getrennten, eigenständigen (nationalen) Identität. Piña war die Textilwahl des vermögenden männlichen Filipinos für seinen Barong Tagalog, dem über den Hosen getragenen langärmligen, weiten, bestickten Hemd.Später, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vom spanischen unter den kolonialen Einfluss Amerikas gelangt, zeigte die Elite des Landes den amerikanischen Geschmack jener Zeit. Der westliche Anzug mit Hemd und Krawatte wurde zur Bekleidung des Manns von Welt und Piña war als Zeichen der spanisch-europäischen Vergangenheit passé. Die nationale philippinische Identität