Strategische Devianz: Potenziale und Risiken ungehorsamer Ästhetik in der Kommunikation sozialer Bewegungen

Abstract

In der Frage danach, wohin sich eine Gesellschaft bewegen soll, kommen nicht alle Stimmen gleichermaßen zu Wort. Um dem zu begegnen, nutzen insbesondere ressourcenschwache Akteure im Kampf um öffentliche Sichtbarkeit kreative und kontroverse Mittel. Dabei gehen sie jedoch das Risiko ein, dass ihre Handlungen als normverletzend, also deviant wahrgenommen werden. Dies kann die öffentlich zugeschriebene Legitimität der jeweiligen Positionen bedrohen, die jedoch notwendig ist, um Deutungshoheit für bestimmte Themen zu erlangen und gesellschaftlichen Wandel zu erreichen. Der Beitrag differenziert Devianz in funktionale und dysfunktionale Formen der Normenabweichung. Erstere stellt eine progressive Herausforderung des Gegebenen dar, während letztere eher als systemzersetzend wahrgenommen wird. Das Beispiel der visuellen Kommunikation um die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst verdeutlicht, welche Inszenierungsstrategien der Devianz zwar aufmerksamkeitsförderlich, jedoch potenziell legitimitätsbedrohend für Akteure sind und welche Formen die Zuschreibung von Legitimität tatsächlich befördern können.