Stadt, Land, AfD

Abstract

Im Beitrag entwickeln wir einen kritischen Blick auf die Geographie der Wahlergebnisse der Alternative für Deutschland (AfD) bei den Bundestagswahlen 2017. Wir hinterfragen Erklärungsmuster, die in einem starren Stadt-Land-Gegensatz verhaftet bleiben und die komplexe Prozesshaftigkeit der Urbanisierung ignorieren. Dagegen gehen wir mit Henri Lefebvre und Theodor W. Adorno vom Urbanen und Ruralen als sozialen Verhältnissen aus, die sich im übergeordneten Prozess der Urbanisierung in dialektischer Weise scheiden sowie räumlich im Spannungsverhältnis von Zentrum und Peripherie materialisieren. Beispielhaft illustrieren wir diesen Prozess in der Diskussion von drei unterschiedlichen Orten, an denen die AfD bei den Bundestagswahlen besonders erfolgreich war: dem Landkreis Vorpommern-Greifswald als Fall einer umfassenden Peripherisierung, dem Quartier Pforzheim-Haidach als peripheres Zentrum und dem Stadtteil Mannheim-Schönau als zentrale Peripherie. Der Beitrag versucht damit eine räumliche Perspektive auf aktuelle Erfolge des Rechtspopulismus zu entwickeln wie auch Stadt-Land-Verhältnisse konzeptionell neu zu erfassen.

Polarisierte Städte: Die AfD im urbanen Kontext. Eine Analyse von Wahl- und Sozialdaten in sechzehn deutschen Städten

“…Gewählt wird die AfD vor allem von Männern im Alter zwischen 31 und 60 Jahren (Celik et al, 2020: 158 ff.). Auffällig stark ist sie zudem in Regionen, in denen der Anteil älterer Menschen hoch ist (Franz et al, 2018). Im Langzeittrend werden Konjunkturen deutlich: 2014 sind es nicht zuletzt "Menschen mit höherem Bildungsgrad" und mit "vorwiegend mittlerem und höherem Einkommen", die die Rechtsaußen-Partei wählen.…”

“…Im zweiten Fall wird der Erfolg der AfD im ländlichen Raum hervorgehoben. Die AfD feiert ihre Erfolge insbesondere in "dünn besiedelten Räumen mit Überalterungsproblemen" (Franz et al, 2018). Es ist die Rede von der "Rache der Dörfer" (Kaschuba, 2016) gegen die liberalen und offenen Stadtgesellschaften.…”

Urban conditions for the rise of the far right in the global city of Frankfurt: From austerity urbanism, post-democracy and gentrification to regressive collectivity

“…First, following Hall (2006), it is in less privileged urban neighbourhoods that – owing to urban processes of simultaneity and encounter as well as capitalist accumulation crises – political conflicts and struggles over culture and identity are articulated with full force (cf. Förtner et al, 2019: 38f). In these settings, spatial patterns can be found which – not exclusively but definitely – aid the rise of the far right.…”

“…Because of the electoral geography of the AfD and the geographies of hate crime, in public debates the rise of the far right in Germany is mostly associated with Eastern Germany and rural regions (cf. Bernet et al, 2019: 13; Förtner et al, 2019). In the general elections of 2017, for example, the party scored roughly 20% in East German states (but 27% in Saxony), and even achieved results of almost 40% in some smaller towns and rural regions.…”

“…Second, despite the first argument, in German urban studies efforts have only recently been undertaken to understand the rise of the far right in its interdependence with urban life (cf. Bernet et al, 2019; Bürk, 2012; Förtner et al, 2019; Grau and Heitmeyer, 2013; Podesta, 2018; Üblacker and Lukas, 2019). Third, critical urban theorists, including myself, have long emphasised the emancipatory potential of urban subjectification and everyday life (cf.…”