Zusammenfassung
Hintergrund
Neoplasien der Bindehaut umfassen eine Vielzahl verschiedener Entitäten mit jeweils unterschiedlicher klinischer Präsentation. Diese sind anhand klinischer Merkmale nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden. Die R0-Resektion stellt den Goldstandard für die meisten malignen Tumoren der Bindehaut dar, aber nicht jede benigne Läsion muss mittels Exzision behandelt werden. Im klinischen Alltag muss häufig ein konservatives Vorgehen gegen eine operative Exzision abgewogen werden.
Ziel
Ziel dieser Arbeit war es, die Genauigkeit klinischer Diagnosen bei Neoplasien der Bindehaut zu ermitteln.
Methoden
In einer retrospektiven Untersuchung wurden im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 die Daten aller Patienten nach Exzision eines Bindehautbefundes, die an der Klinik für Ophthalmologie am UKSH Campus Kiel operiert wurden, extrahiert und ausgewertet. Es wurde jeweils die Spezifität, Sensitivität und der positive und negative Vorhersagewert für die präoperative klinische Einschätzung der Dignität und die diagnostische Gruppe anhand des histopathologischen Befundes ermittelt.
Ergebnisse
Von 220 eingeschlossenen Fällen waren nach histologischer Beurteilung 75 % benigne, 25 % maligne. Die häufigste Neoplasie war der benigne Bindehautnävus (12,3 %). Die Sensitivität für die klinische Vorhersage einer benignen Läsion lag bei 0,86 (95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 0,59–0,92), die Spezifität bei 0,95 (95%-KI: 0,85–0,99) und der positive Vorhersagewert bei 0,98 (95%-KI: 0,94–1,0). Die Sensitivität für die klinische Vorhersage maligner Dignität ergab 0,95 (95%-KI: 0,85–0,99), Spezifität 0,88 (95%-KI: 0,83–0,93) und der positive Vorhersagewert 0,73 (95%-KI: 0,61–0,83).
Schlussfolgerung
Die ermittelten Werte für die klinische Diagnose sind als gut zu bewerten. Dennoch sollte im klinischen Alltag, insbesondere bei untypischen Läsionen, die Verdachtsdiagnose kritisch überprüft werden und im Zweifel eine Exzision angestrebt werden.