Zusammenfassung
Ziel der Studie Ergänzend zu einem bestehenden
Fremdbeurteilungsinstrument zur ICF-basierten Erhebung der
Beeinträchtigung von Rehabilitand:innen durch umwelt- und personbezogene
Kontextfaktoren wurde ein Selbstbeurteilungsinstrument erstellt und bei
Rehabilitand:innen in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik eingesetzt.
Ziel war es, die Beurteilung der Beeinträchtigung durch Kontextfaktoren
durch die Fremdbeurteilung sowie durch die Rehabiltand:innen zu vergleichen und
erste Hinweise zur Anwendbarkeit des neu erarbeiteten
Selbstbeurteilungsinstruments zu erhalten. Bisher bestehende Fragebögen
zu Kontextfaktoren sind als Fremdbeurteilungsfragebögen konzipiert und
nicht explizit für den Einsatz in der psychosomatischen Rehabilitation
erprobt, weshalb die Erarbeitung eines Selbstbeurteilungsinstruments relevant
erscheint.
Methode An einer Stichprobe von N=103 Rehabilitand:innen wurden
sowohl das Fremdbeurteilungs- als auch das Selbstbeurteilungsinstrument
angewendet. Es erfolgte die vergleichende Auswertung der Einschätzungen
der Fremdbeurteilerin und der Rehabilitand:innen über Maße der
Beurteilerübereinstimmung (Cohenʼs Kappa, prozentuale
Übereinstimmung). Die Ergebnisse wurden mit Daten aus dem
Routine-Assessment der Rehabilitationseinrichtung in Beziehung gesetzt
(Eta-Koeffizient).
Ergebnisse Die Fremdbeurteilerin und die Rehabilitand:innen kamen in ihren
Einschätzungen bezüglich des Ausmaßes der
Beeinträchtigung durch einzelne Kontextfaktoren zu unterschiedlichen
Ergebnissen. Bei acht der 15 Kontextfaktoren zeigte sich lediglich ein
mäßiges Maß in der Beurteilerübereinstimmung
(Cohen’s Kappa). Die prozentuale nicht-Übereinstimmung zwischen
den Angaben in der Fremd- und Selbstbeurteilung lag bei der Mehrzahl der
Kontextfaktoren zwischen ca. 20% und bis zu ca. 40% der
Fälle. Ob über alle Kontextfaktoren hinweg (Gesamtmaß)
eine Beeinträchtigung vorlag oder nicht, wurde in knapp einem Drittel
der Fälle nicht-übereinstimmend beantwortet. Es zeigten sich
zumeist moderate Zusammenhänge zwischen den im
Selbstbeurteilungsinstrument besonders relevant eingestuften Kontextfaktoren und
Skalen psychometrischer Erhebungsverfahren (u. a. BDI-II). Dieses
Ergebnis gibt einen ersten Hinweis auf die konvergente Validität des
Selbstbeurteilungsinstruments.
Schlussfolgerung Einer ergänzenden Einschätzung der
Beeinträchtigung durch Kontextfaktoren über die
Selbstbeurteilung der Rehabilitand:innen neben der Fremdbeurteilung sollte noch
mehr Beachtung zukommen. Es besteht Forschungsbedarf im Hinblick auf die
Weiterentwicklung des vorgestellten Selbstbeurteilungsinstruments.