ZusammenfassungIn diesem Artikel wird untersucht, inwiefern Textilien in den einrichtungstheoretischen, medizinisch-hygienischen und literarischen Auseinandersetzungen mit dem Wohnen im 19. Jahrhundert als funktionale Umgebungen des Lebendigen entworfen werden. Damit sind zugleich geschlechtliche Zuschreibungen verbunden, die die Frau als Verantwortliche für die Regulierung dieser textilen Umgebungen ausmachen. Während es so einerseits zu einer naturalisierenden und mechanisierenden Überblendung von Frau und Wohnraum kommt, ist mit der Verwissenschaftlichung und Technisierung des Wohnens andererseits eine weiblich konnotierte Expertise verbunden, die nicht allein auf den Innenraum des Hauses begrenzt ist. Der Artikel nimmt die Verhandlungen textiler Expertise und Gestaltungsmacht in unterschiedlichen Wissensbereichen und Darstellungsformen in den Blick, um das Verhältnis von Textilien, Wohnen und Weiblichkeit im 19. Jahrhundert neu zu perspektivieren.