Die Überschrift verspricht sehr viel -die Frage dürfte kaum als einschränkend empfunden werden. Der Zusammenhang zwischen Arbeitsmarkt und Löhnen ist selbstverständlich vielschichtiger und nuancierter, als sich in einem Aufsatz behandeln läßt, und die Frage, ob wir etwas gelernt haben, dürfte unterschiedlich beantwortet werden, je nachdem ob damit Ökonomen, Tarifparteien oder die staatliche Wirtschaftspolitik gemeint sind. Es findet daher, so hoffe ich, Verständnis, wenn sich die Ausführungen erstens auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsmarkt und Lohn-, genauer: die 7anyiohnentwicklung beschränken, und zweitens, die makroökonomische und die prozeß-/ handlungsorientierte Perspektive des Ökonomen dominieren, wobei institutionelle Aspekte des Tarifvertragsrechts weitgehend ausgeblendet werden (vgl. dazu z. B. die Beiträge in Zohlnhöfer [Hrsg.] 1996).Die Frage nach den Bestimmungsgründen der gesamtwirtschaftlichen Lohnentwicklung der Bundesrepublik Deutschland hat eine sehr breite Behandlung erfahren. Die leitenden Hypothesen -überwiegend die jeweiligen gesamtwirtschaftlichen Problemlagen -waren sehr unterschiedlich. Mit breitem Pinsel gemalt: für die Wiederaufbauphase war es die Lew/s-Hypothese mit ihrer Betonung des Zusammenhangs von unbeschränktem Arbeitsangebot und Lohnentwicklung {Lewis 1954, Kindleberger 1997, S. 21 ff.), freilich ohne die seinerzeitige Analyse und Diskussion sehr zu prägen. In der Vollbeschäftigungsphase rückten angesichts der zunehmenden Bedeutung des Inflationsproblems einerseits normative Ansätze, namentlich die von der Kommission der EG bzw. dem Sachverständigenrat vorgeschlagene "produktivitätsorientierte" Lohnpolitik {Kommission der Europäischen