Sed Contra

Abstract

Sollte ein Etikett erwünscht sein, dann darf nachfolgender Beitrag als neo‐idea‐listische Positionsbestimmung verstanden werden. Er knüpft an die internationale Diskussion zum deutschen Idealismus an, die seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren aktuelle Fragestellungen der analytischen Philosophie mit Begriffskonstruktionen zumal der Philosophie Hegels produktiv zusammen denkt.1 Eine Chance sowie eine Herausforderung stellt die erneute Aktualität der idealistischen Philosophie für die Literaturwissenschaft insofern dar, als sich deren Begriff ursprünglich im Umfeld idealistischen Denkens herauskristallisierte. Auf diese intellektuelle Situation ant‐worten die hier zur Diskussion gestellten Überlegungen. Sie setzen sich zum Ziel, die Idee der Literaturwissenschaft zu bestimmen. Mehr kann man innerhalb des engen Rahmens eines Diskussionsbeitrags nicht in Angriff nehmen. Mit dem Begriff “Idee” ist eine konstitutive Norm gemeint, an der sich die Praxis des Literaturwissenschaftlers orientiert. Um plausibel zu machen, dass eine Idee geleitete Literaturwissenschaft überhaupt vorstellbar ist, muss zunächst die Konstitution des Gegenstandes dieser Wissenschaft, das heißt: der Literatur, erörtert werden. Man kann einen wissenschaftlichen Gegenstand durch Definitionen oder durch Beispiele einführen. Aus Gründen, die später klar werden sollen, schlage ich den zweiten Weg ein und verlasse mich auf die Evidenz des Exemplarischen. Es werden also zunächst drei Sätze zitiert, an denen sich die hier vertretene Ansicht von Literatur aufzeigen lässt. Im zweiten Abschnitt wird dann die besondere Form von Intentionalität, welche die Sätze aufweisen, unterschieden. Schließlich wird im dritten Abschnitt eine Formulierung der Idee von Literaturwissenschaft vorgeschlagen, die an Begriffsvorgaben der idealistischen Ästhetik anschließt.