Zusammenfassung: Theoretischer Hintergrund: Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. Geringe Übereinstimmungen zwischen Selbst- und Elternbeurteilungen, geschlechterspezifische Unterschiede sowie der fehlende Einbezug kindlicher Bewältigungsfähigkeiten erschweren die Identifikation und Beurteilung von Ängsten. Fragestellung: Die vorliegende Studie überprüft, welche Übereinstimmungen sich zwischen der Fremdeinschätzung der Eltern und der Selbsteinschätzung der Kinder in Abhängigkeit vom Geschlecht zeigen und welche Rolle dabei die Bewältigungsfähigkeiten der Kinder spielen könnten. Methode: Es wurden 207 Grundschulkinder mit dem BAV 3 – 11 ( Mackowiak & Lenging, 2010 ) interviewt. Zusätzlich wurde die Einschätzung der Bezugspersonen mithilfe des DISYPS-III ( Döpfner & Görtz-Dorten, 2017 ) erfasst. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Selbst- und Fremdurteile korrelieren, aber eher in geringer Höhe. Statistisch signifikante Zusammenhänge konnten nur bei den Mädchen gefunden werden. Zusammenhänge zwischen dem selbst eingeschätzten Angsterleben und den genannten Bewältigungsstrategien zeigen sich nur bei Mädchen in konsistenter Weise, nicht aber bei Jungen. Diskussion: Geschlechtsrollenspezifische Gründe für diese differenziellen Ergebnisse sowie die Rolle der Bewältigung im Kontext von Angst werden diskutiert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der kindlichen Perspektive bei der frühzeitigen Erfassung von Ängsten.