Schilddrüsenhormone – von der Kristallstruktur über die Aktivität zur Reaktivität

Abstract

Bereits geringe Abweichungen der individuellen Schilddrü-senhor monwerte wirken sich negativ auf das kçrperliche Wohlbefinden aus.E ine T4-Ersatztherapie ist für Tausende Patienten notwendig, denen jedes Jahr die Schilddrüse entfernt wird, sowie für Millionen hypothyreote Patienten, die T4 zur TSH-Suppression bençtigen. l-T4 wird in Tablettenform verabreicht. Dabei wird stillschweigend angenommen, dass das schlecht wasserlçsliche Molekül irgendwie aus der Tablette freigesetzt und während der Darmpassage aufgenommen wird. ¾rzte wissen, dass ihre Patienten mit Nachdruck an einem einmal verordneten T4-Präparat festhalten. Obwohl man sich nicht erklären kann, weshalb 100 mgv on synthetisch reinem Thyroxin der einen Marke nicht mit 100 mgreinem Thyroxin einer anderen Marke äquivalent sein sollten, berücksichtigen gegenwärtige Richtlinien den Wunsch der Patienten. [3] Der kürzlich erschienene Artikel von Mondal und Mugesh über molekulare Eigenschaften des Thyroxins liefert eine erstaunlich einfache Antwort auf dieses Mysterium. [4] Die Autoren kristallisierten synthetisches Thyroxin aus verschiedenen Lçsungsmitteln und fanden zweierlei Kristallformen:e ine trikline (Form I) und eine monokline (Form II). Beide Polymorphe enthielten jeweils zwei Moleküle T4 in der asymmetrischen Einheit, die zudem in verschiedenen Konformationen vorlagen und unterschiedliche intra-und intermolekulare Wechselwirkungen im Kristallgitter eingingen. Die Unterschiede betrafen insbesondere die Orientierung der Amino-und Carboxygruppen zum Diphenyletherrest sowie Abbildung 1. Strukturen und Nummerierung des ProhormonsThyroxin und seines aktiveren Metaboliten T3. Die Affinität des nukleären T3-Rezeptors zu T3 ist mehr als zehnmal hçher als die zu T4. Der Tyrosylring, der die 3-und 5-Iodatome trägt, wird oft als "innerer Ring" bezeichnet, während der Phenolring "äußerer Ring" genannt wird.