Schadstoff-Ferntransport in die Arktis

Abstract

Zusammenfassung. Hohe Konzentrationen von persJstenten LJmweltschadstoffen (organische Schadstoffe, Spurenmetalle etc.) werden seit 30 Jahren in bio]ogischen Proben aus arktischen Regiohen gemessen. Da keine Iokalen Scbadstoffquellen vorhanden sind, muss angenommen werden, dass diese Stoffe auf natfirlichem Wege dorthin transportierr werden. Der atmosph~irische und der wassergebundene Schadstoff-Fernrransport wird heutzurage als hauptverantwortlich fi.ir den Transport der Scbadstoffe in die Atktis angesehen. In der Arktis werden die persistenten Schadstoffe in den kurzen unverzweigten Nahrungsnetzen besonders effektiv angereichert. Schadstoffkonzentrationen k6nnen in den Arten, die Endglieder der Nahrungsnetze reprhsentieren, sehr hohe Werte erreichen, die bereits toxische Effekte erwarten lassen. Als eine in Fachkreisen akzeptierte Theorie fi.ir den globalen Schadstofftransport beschreibt die 'Theorie der globalen Destillation' den Schadstofftransport als einen Destillationsprozess. Abh~ingig yon der Fliichtigkeit einer Verbindung abet auch der Umgebungstemperatur wird der Schadstoff unterschiedlich welt transportiert, bevorer mit dem Niederschlag auf der Erde oder im Sediment depoin die ArmosphSre aufgenommen und weitertransportiert werden. Dieser Prozess wird als 'Grashtipfer-Effekt' bezeichnet. So kann dcr globale Schadstoffferntransport in die Arktis als eine Kombination yon wassergebundenem und atmosph~irischem Transport angesehen wcrden. Schadstoffe, die bisher als nicht geeignet fiJr den Ferntransport gehalten wurden, k6nnen auf Grund der Bedingungen der 'Globalen Destillationstheorie' sehr wohl unter g/instigen Voraussetzungen fiber weite Strecken transportiert werden. Hohe Konzentrationswerte ffir ausgewahlte Schadstoffe wurden auch in Gewebeproben der arktischen Urbev6ikerung gefunden. Dennoch wurden keine weirgehenden Gegenmagnahmen gerroffen, well diese unausweichliche Ver~inderungen im sozialen und traditionellen GefiJge der Inuiten zur Folge hStten. Nach Absch/itzung der staatlichen Entscheidungstr~iger in den arktischen Anrainerstaaten wi2rden die daraus resultierenden sozialen Konsequenzen diejenigen der hohen Schadstoffbelastung bei weitem fibersteigen (ArktJsches Dilemma). Schlagw6rter: