ZusammenfassungInstrumentierte spinale Korrekturen und Fusionen in der Wirbelsäulenchirurgie sind häufig durchgeführte operative Eingriffe bei der adoleszenten idiopathischen Skoliose ab einem Cobb-Winkel von >35–45°, abhängig von der Lokalisation. Neben der aktuell nachrangigen ventralen Derotationsspondylodese ist insbesondere die dorsale Korrekturspondylodese mit Pedikelschrauben-Doppelstabsystemen der Goldstandard. Sowohl ventrale als auch dorsale korrigierende und fusionierende Verfahren sind in der Literatur zahlreich beschrieben. Die Zuverlässigkeit, hervorragende Ergebnisse sowie geringe Komplikationsraten wurden in Langzeitstudien nachgewiesen. Ventrale Verfahren sind bei strukturell einbogigen thorakalen, thorakolumbalen beziehungsweise lumbalen Skoliosen vor allem dann indiziert, wenn dadurch im Vergleich zu dorsal Segmente eingespart werden können. Der Derotationseffekt ist größer als bei dorsalen Verfahren, was sich klinisch in einer besseren Korrektur von Rippenbuckel und Lendenwulst ausdrückt. Die dorsale Korrektur weist keine Einschränkung bezüglich Typen der Lenke-Klassifikation auf. Ein neues, bewegungserhaltendes, wachstumslenkendes Verfahren ist das ventrale Tethering (Zuggurten) der Wirbelkörper („Vertebral Body Tethering“). Es wird fälschlicherweise als „minimalinvasiv“, Flexibilität erhaltend („inneres Korsett“) und komplikationsarm beworben. Dabei ist jedoch die Indikation des Verfahrens in Bezug auf das Wachstumsstadium der Patienten, den Krümmungstyp und die Instrumentationslänge erheblich eingeschränkt. Das System ist mit einer deutlich erhöhten Rate an Überkorrekturen als auch Korrekturverlusten, perioperativen Komplikationen und chirurgischen Revisionen verbunden. Aufgrund der fehlenden Langzeitdaten (Follow-up <5 Jahre) sind die Sicherheit und das Behandlungsergebnis des Verfahrens als kritisch zu bewerten. Hinzu kommt, dass sich keine wesentliche Verkürzung der Operationszeit im Vergleich zur dorsal instrumentierten Korrekturspondylodese zeigt. Die Komplikationsraten sind zum Teil erheblich. In Bezug auf die mittelfristigen Ergebnisse für die jungen Patienten ist die verzögert einsetzende (meist nach 2–3 Jahren) und zeitlich zunehmende Rate an Rupturen des Tetherings mit Korrekturverlusten sehr kritisch zu betrachten.