Rhinologische Ratschläge für den Praktiker. 8. Die Plaut-Vincentsche Angina

Abstract

Eine Form der Mandelerkrankung, die wegen der häufigen diagnostischen Irrtümer, zu denen sie Anlaß gibt, besonderes Interesse bietet und auf die übrigens auch aus dem Grunde gerade jetzt die Aufmerksamkeit der ärztlichen Praktiker gelenkt zu werden verdient, weil in der letzten Zeit -wenigstens hier in Berlin -ihr auffallend häufiges Vorkommen konstatiert werden kann, ist die Angina Plaut-Vincenti seu Angina ulcero-menibranacea.Die Angina Vincenti beginnt gewöhnlich mit geringer Störung des Aligemeinbefindens und mäßiger Temperatursteigerung, die auch ganz fehlen kann, höchst selten aber 38,5 übersteigt; im Unterkieferwinkel der befallenen Seite -die Affektion ist meist einseitig -findet sich eine schmerzhafte Drüsenschwei-lung. Auf der Tonsille sieht man einen schmutzig-grauen Belag, der aber meist schon nach sehr kurzer Zeit abgestoßen wird und unter dem dann ein Geschwür zum Vorschein kommt, das oft die ganze Oberflache der Tonsille einnimmt und auch eine ausgesprochene Tendenz hat, in die Tiefe zu gehen. Seine unregelmäßig gestalteten Ränder und der Geschwürsgrund sind mit nekrotischen, schmierigen Massen bedeckt. Meist besteht in diesem Stadium, in dein, die Kranken gewöhnlich erst den Arzt aufsuchen, ziemlich heftiger Schluckschmerz, auch stärkeres allgemeines Unbehagen und Foetor ex ore. Bisweilen greift das Geschwür auch auf die angrenzenden Teile des weichen Gaumens über, und in seltenen Fällen hat es auch die Neigung, sich auf weitere Gebiete der Mund-Rachenhöhle, Gaumen, Uvula, Wangenund Rachenschleimhaut zu verbreiten. Doch erscheint es mir zweifelhaft, ob wir es in Fällen dieser Art noch mit einer Angina Vincenti zu tun haben und ob wir bei ihnen nicht vielmehr von einer nomatösen Erkrankung sprechen müssen; daß zwischen beiden Krankheitsformen -auch in ätiologischer Beziehung --eine gewisse Verwandtschaft besteht, hat große Wahrscheinlichkeit für sich.Die Prognose der Angina Vincenti ist gut: bisweilen verhiuf t sie nach einigen Tagen meist jedoch erst nach zwei bis drei Wochen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen; jedoch kommen auch Falle vor, in denen sie sich als sehr hartnäckig erweist und es viele Wochen dauert, bis das Geschwür ganz zum Verschwinden kommt.Fast immer findet sich bei der Angina Vincenti eine M it bete il igung des Zahnfleisches. Schon Vincent hatte als ihre häufige Begleiterscheinung cinc diffuse ulzero-membranöse Gingivitis be Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.