Religiosität und psychische Gesundheit. Eine Übersicht über Befunde, Erklärungsansätze und Konsequenzen für die klinische Praxis

Abstract

An attitude of openness and consideration, knowledge about the relations between religion and mental health, and ideological competence allow a sensible exploration of patients' religious beliefs, a cautious integration of religious issues and, if possible, the use of the beliefs as a resource for treatment. Thereby, medical caregivers should be aware of the limitations of their treatment.

Health-Related Lifestyle Behavior and Religiosity among First-Generation Immigrants of Polish Origin in Germany

“…Several mechanisms have been proposed as explanations for the impact of religion/religiosity on human health, namely, healthy behaviors and lifestyle, cognitive framework, social support, religious practices, spiritual direction, coping, alternative values, and positive emotions [ 20 , 31 , 32 ]. Religion may improve health by discouraging or even forbidding behaviors that may harm health, such as alcohol (abuse) and drugs, and encouraging people to live in a healthy way (e.g., keeping a day of rest, eating moderately, having peaceful relationships).…”

Religiöse und spirituelle Einstellungen psychiatrischer Patienten

“…Insbesondere wirkt hier die psychoanalytische Tradition nach, in der Religion als ein rein neurotisches Phänomen (Siegmund Freuds "kollektive Zwangsneurose") angesehen und für sexuelle Gehemmtheit, rigide Über-Ich-Strukturen mit übertriebenen Schuld-und Schamgefühlen sowie Bestrafungsängsten verantwortlich gemacht wurde [2]. In den angloamerikanischen Ländern hat sich eine andere Sichtweise und eine Forschungstradition entwickelt, die im deutschen Sprachraum bislang nur wenig rezipiert worden ist [3,4]. Vor allem in den USA gibt es zu Religiosität und Spiritualität psychiatrischer Patienten eine umfangreiche psychiatrisch, psychologisch und sozialwissenschaftlich orientierte empirische Forschung und Publikationsmöglichkeiten auch für europäische Arbeitsgruppen in hochrangigen Journals und speziellen Publikationsorganen [5 -8].…”

Wie hängen Religiosität, psychische Symptombelastung und Integration zusammen?

“…Im Fokus steht hierbei die Frage, ob sich der religiöse Glaube als möglicher Schutzfaktor für die Ausbildung bestimmter Krankheiten erweisen kann. Ein höheres Maß an sozialer Unterstützung bei religiös Aktiven [14], gesünderer Lebenswandel oder mehr verfügbare Bewältigungs− ressourcen sind Beispiele für mögliche Wirkmechanismen, die diesem Zusammenhang zugrunde liegen können (zur Übersicht siehe [15,16]). Die Untersuchung der Beziehung zwischen Reli− giosität und Gesundheit ist ein wachsender Forschungsbereich, in dem in den letzten Jahrzehnten eine steigende Anzahl von Studien publiziert wurde.…”

“…Die vorliegende Studie weist einige Begrenzungen auf, die in weiterführenden Untersuchungen berücksichtigt werden soll− ten. Religiosität ist ein äußerst komplexes Phänomen, welches man bei der Erfassung durch wenige Items nur unzureichend ab− bilden kann[15,34,40]. Die von uns eingesetzten Indikatoren zielten zwar bereits darauf ab sowohl religiöse Einstellungen wie auch religiöses Verhalten zu erfragen, dennoch sind die ver− schiedenen Dimensionen von Religiosität damit nicht umfas− send abgedeckt[34,41].…”