ZusammenfassungWohlfahrtsstaaten gleichen ökonomische Ungleichheiten nicht nur aus: Sie schaffen diese auch, indem sie stratifizierend wirken und verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche soziale Rechte gewähren. Durch Reformen werden neue soziale Rechte geschaffen oder bestehende modifiziert; es werden Gruppen neue soziale Rechte gewährt oder soziale Rechte entzogen. Für die Legitimierung sozialpolitischer Reformen – und damit einhergehend: die Reduzierung oder Schaffung ökonomischer Ungleichheiten – spielen Narrative eine zentrale Rolle. Sie transportieren eine bestimmte und in der Regel vereinfachte Situationsbeschreibung, und zeichnen sich durch spezifische Strukturmerkmale aus. Von zentraler Bedeutung ist, wie die Zielgruppen der sozialpolitischen Reformen in diesen Narrativen konstruiert werden. Insbesondere bauen entsprechende Konstruktionen auf einer Unterscheidung von „verdienten“ und „unverdienten“ Gruppen auf, die dementsprechend mit höherer/niedrigerer Wahrscheinlichkeit durch sozialpolitischen Aus- oder Rückbau adressiert werden. Der Beitrag untersucht, wie sozialpolitische Reformen in Zeiten akuter Krisen über Narrative kommuniziert werden, und wie die zentralen Zielgruppen in diesen Narrativen konstruiert werden. Mit der Kurzarbeit und dem Elterngeld werden dabei zwei Policies untersucht, die sowohl in der Finanzkrise 2008/2009 als auch in der Corona-Krise prominent wurden.