Zusammenfassung
Hintergrund In dieser retrospektiven Propensity-Score-gematchten Studie sollten die perioperative Letalität und das Langzeitüberleben bis zu 9 Jahre nach endovaskulärer (EVAR) und
offener (OAR) Versorgung von Patienten mit rupturiertem Bauchaortenaneurysma (rAAA) in Deutschland anhand von Krankenkassendaten der AOK-Gesundheit dargestellt werden.
Material und Methodik Es wurden 2170 Patienten, die zwischen dem 01.01.2010 und 31.12.2016 mit einem rAAA innerhalb 24 h nach stationärer Aufnahme versorgt wurden und
Bluttransfusionen erhielten, in die Studie aufgenommen und bis zum 31.12.2018 nachverfolgt. Zur besseren Vergleichbarkeit von EVAR und OAR erfolgte ein 1:1-Propensity-Score-Matching der
Patienten nach Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen über das R-Programm (Stiftung für Statistisches Rechnen, Wien, Österreich) mit 624 Paaren.
Ergebnisse Im nicht adjustierten Kollektiv wurden 29,1% (631/2170) der Patienten mit EVAR und 70,9% (1539/2170) mit OAR versorgt. EVAR-Patienten hatten eine signifikant höhere Rate
an Komorbiditäten. Nach Adjustierung wiesen EVAR-Patienten das signifikant bessere perioperative Überleben (EVAR 35,7%; OAR 51,0%; p = 0,000) auf. Bei 80,4% der EVAR-Patienten und 80,3% der
OAR-Patienten sind perioperative Komplikationen aufgetreten (p = 1,000). Am Ende des Follow-ups überlebten Kaplan-Meier-geschätzt 15,2% der Patienten bei EVAR vs. 19,5% bei OAR (p = 0,027).
In der multivariaten Cox-Regressionsanalyse hatten OAR, das Alter ≥ 80 Jahre, ein Diabetes mellitus Typ 2 und die Niereninsuffizienz in den Stadien 3–5 einen negativen Einfluss auf das
Gesamtüberleben. Werktags operierte Patienten hatten eine signifikant niedrigere perioperative Letalität (perioperative Letalität werktags 40,6% vs. Wochenende 53,4%; p = 0,000) und ein
Kaplan-Meier-geschätzt besseres Gesamtüberleben als Patienten des Wochenendes.
Schlussfolgerung Es wurde ein signifikant besseres perioperatives Überleben und Gesamtüberleben bei EVAR beobachtet. Der perioperative Überlebensvorteil von EVAR ergab sich ebenfalls
bei den über ≥ 80-jährigen Patienten. Das weibliche Geschlecht hatte auf die perioperative Sterblichkeit und auf das Gesamtüberleben keinen signifikanten Einfluss. Am Wochenende versorgte
Patienten hatten ein signifikant schlechteres perioperatives Überleben verglichen mit Patienten, die unter der Woche versorgt wurden, was bis zum Ende des Follow-ups anhielt. Inwieweit dies
von der Klinikstruktur abhängig war, konnte nicht überprüft werden.