Vor rund einem Vierteljahrhundert erschien in dieser Zeitschrift ein Übersichtsbeitrag fast gleichen Titels[1]. Viele Hunderte neuer Fluoride und Oxide der Metalle wurden seither synthetisiert und oft eingehend untersucht. Warum „und zu welchem Ende studiert man”︁[2] noch heute solche Verbindungen? Wurden unsere Kenntnisse nicht nur verbreitert, sondern auch vertieft? Welche Fortschritte verzeichnet die Präparative Chemie hier? Führten neue Ideen zu unvorhergesehenen Ergebnissen, zwangen unerwartete Befunde, bewährte Vorstellungen zu revidieren?
Dieses Forschungsgebiet gehört zur Festkörperchemie. Es ist inzwischen auch für den engagierten Forscher fast unübersehbar geworden. Deshalb sei versucht, an ausgewählten Beispielen vornehmlich aus der Chemie der ersten Übergangsmetallreihe erzielte Fortschritte, offene Fragen und neue Aspekte darzulegen. Wer diesem Gebiet ferner steht, mag dabei überrascht sein, daß auch Stoffe einfacher Zusammensetzung genannt werden. Er wird fragen, ob man denn solche, auch in Lehrbüchern aufgeführte Verbindungen nicht längst kennt. Diese weit verbreitete Ansicht ist unzutreffend: So hat wohl noch niemand eine Probe in der Hand gehabt, deren Zusammensetzung der Formel CrF2 oder Na2O „hinreichend”︁ genau entsprach[3]. Typische Beispiele dafür, wieviel Mühe man aufwenden muß, um endlich vorzeigen zu können, was andere längst zu kennen vermeinen, lassen sich aus dem Bereich der Anorganischen (Beispiel: As2O5[4]) wie dem der Organischen Chemie (Beispiel: C[C(CH3)3]4[5]) angeben.