In Mitteleuropa sind etwa 10-15% aller Paare ungewollt kinderlos. Eine Analyse der Ursachen der Infertilität zeigt, dass in ca. 40% der Fälle auf weiblicher Seite, in ca. 40% auf männlicher Seite, und bei den verbleibenden 20% bei beiden Partnern Infertilitätsfaktoren nachweisbar sind [7]. Die differentialdiagnostische Abklärung der Ursachen für die vorliegende Fertilitätsstörung bildet die Basis des therapeutischen Vorgehens. Hierzu gehören auf Seiten des Mannes sowohl eine exakte Anamneseerhebung, als auch die allgemeine körperliche bzw. die genitale Untersuchung. Der Ejakulatanalyse kommt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu. Die Ejakulatanalyse dient sowohl der Abschätzung des natürlichen Fertilitätspotentials, als auch der Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, durch die Anwendung assistierter reproduktionsmedizinischer Verfahren eine Schwangerschaft herbeizuführen. Um die Inter-und Intraobservervariabilität bei der Ejakulatanalytik zu reduzieren, wurden in den letzten Jahren computergestützte Systeme entwickelt. Im Folgenden sollen die wichtigsten Parameter der andrologischen Diagnostik vor Einleitung reproduktionsmedizinischer Verfahren kritisch diskutiert werden. Anamneseerhebung Schon aus der exakten Erhebung der Anamnese lassen sich oftmals Hinweise auf die bei dem Patienten vorliegende Störung ableiten [1]. So können Angaben über den Fertilitätsstatus der Eltern bzw. Geschwister im Rahmen der Familienanamnese Hinweise auf genetisch bedingte Störungen der Fertilität liefern. Die Eigenanamnese des Patienten sollte sowohl Fragen nach Erkrankungen im Kindesalter, als auch aktuell bestehende allgemeine Erkrankungen des Patienten beinhalten. So kann z. B. eine ᭤Mumpserkrankung, die in ca. 1% durch eine Orchitis kompliziert wird, zu einer Beeinträchtigung der Hodenfunktion führen. Ebenso können auffällige Häufungen bestimmter Erkrankungen differentialdiagnostisch wegweisend sein. So stellen rezidivierende bronchopulmonale Affektionen bzw. Entzündungen der Nasennebenhöhlen Hinweise auf Erkrankungen dar, die mit Infertilität assoziiert sind, wie z. B. die zystische Fibrose oder das Kartagener-Syndrom. ᭤ Mumpserkrankung: Beeinträchtigung der Hodenfunktion Gynäkologe 2001 · 34:953-964