Die vorliegende interdisziplinäre Studie untersucht an Texten von Laurence Sterne, Jean Paul, Joseph v. Eichendorff und Heinrich Heine sowohl Form als auch Genese des humoristischen Romans. Im ersten Teil führt die Auseinandersetzung mit Freuds Aussagen über Humor zu einem psychoanalytischen Deutungsrahmen, wodurch eine identische Tiefenstruktur an den literarischen Texten hervortritt. Sie ist beschreibbar als spezifisches Interaktionsmuster des jeweiligen Erzählers, der seine originellen Hauptfiguren vordergründig wegen ihrer konsequent verfolgten Leitideen idealisiert, daneben aber durch kindliche Stereotype wie Selbstbezogenheit oder Naivität degradiert. Die im Leser aktivierte Spannung zwischen Ichideal und Ich kann sich dadurch auflösen, dass sie auf ambivalent besetzte Gestalten projiziert wird, welche den Wunsch nach erfüllter Existenz sowie Abwehr gegen idealistische Festlegung zugleich kommunizieren. Demzufolge gelingt es, drohende Unlust in Vergnügen umzuwandeln, wie es für Humor eigentümlich ist.Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Entstehung des literarischen Humors und seinem hohen Stellenwert für das 18./19. Jahrhundert. Zunächst wird ein ideologiekritisches Modell bürgerlicher Subjektivität skizziert, womit Widersprüche des liberalen Menschenbilds kenntlich zu machen sind. Dann folgt die Demonstration, wie der notorische Konflikt zwischen konkreter Lebenserfahrung und dem davon mythisch abgehobenen Humanitätsideal sich einerseits in den zeitgenössischen Diskurs über das Komische einschreibt, andererseits den impliziten Angriffspunkt humoristischer Romane bildet. Diese entsprechen also nicht nur strukturell der diskrepanten Konstellation bürgerlicher Identität, sondern haben auch symptomatische Bedeutung, weil sie die chronische Spannung vorübergehend durch Präsentation eines Objekts aufheben, an dem die widersprüchlichen Faktoren auf ambivalente Weise exponiert werden.