ZusammenfassungFür die präoperative Evaluation sind die Erhebung der Anamnese und die körperliche Untersuchung essenziell. Technische Voruntersuchungen können die Evaluation
ergänzen. Die gemeinsamen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaften für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Chirurgie und Innere Medizin aus dem Jahre 2010 zur
präoperativen Evaluation erwachsener Patienten vor elektiven, nicht kardiochirurgischen und nicht lungenresezierenden Eingriffen wurden 2017 aktualisiert. Diese
Empfehlungen beinhalten folgende Neuerungen: Die sorgfältige Anamnese wird um die Erfassung des Ernährungsstatus ergänzt. Große offene und laparoskopische
intraabdominelle Eingriffe zählen aktuell zu den Hochrisiko-Operationen. Neben dem Revised Cardiac Risk Index nach Lee wird zur Abschätzung des kardialen
Risikos auch der Myocardial Infarction and Cardiac Arrest Score empfohlen. Für die Abschätzung der präoperativen Prognose sollen neben der Ermittlung der
körperlichen Belastbarkeit noch zusätzlich die Begleiterkrankungen, der funktionelle Status, das Ausmaß von Frailty (“Gebrechlichkeit”) und das Risiko der
Operation mit einbezogen werden. Es werden 2 Scoring-Systeme für die Evaluierung des pulmonalen Risikos vorgestellt. Bei geplanten und verschiebbaren Eingriffen
mit einem relevanten Blutungsrisiko (>10 %) soll präoperativ zum Ausschluss einer ggf. behandelbaren Anämie die Hämoglobinkonzentration ermittelt werden. Bei
Patienten mit symptomatischen pulmonalen Erkrankungen und großen Oberbaucheingriffen besteht die Indikation zur Durchführung einer Lungenfunktionsdiagnostik.
Deutlich häufiger sollte zukünftig die Indikation für eine Sonografie der Halsgefäße gestellt werden.