Zusammenfassung
Einleitung Belastende Kindheitserlebnisse treten oft gehäuft auf.
Je mehr Formen von Kindheitsbelastungen erlebt werden, desto höher sind
die psychischen und physischen Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter.
Die vorliegende Studie untersucht daher, inwieweit das Erleben der elterlichen
Trennung mit dem Risiko für andere Formen von Kindheitsbelastungen
zusammenhängt und inwieweit die Kumulation von Belastungen in der
Kindheit mit Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter
zusammenhängt.
Methoden Es erfolgte eine querschnittliche Analyse einer
repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung ab dem 18.
Lebensjahr (N=2466; mittleres Alter=49,5 Jahre (18–93);
f: 1368 (55,5%); m: 1098 (44,5%)). Die Erfassung der
demografischen Daten erfolgte durch ein Interview, die restlichen Daten wurden
mittels Fragebögen erhoben. Die Einschätzung der depressiven und
ängstlichen Symptome und der selbsteingeschätzten somatischen
Gesundheit bezog sich auf den Untersuchungszeitpunkt, belastende
Kindheitserfahrungen wurden retrospektiv mit dem Adverse Childhood Experiences
(ACE)-Fragebogen erfasst.
Ergebnisse Kindesmisshandlung sowie psychische Erkrankung von
Haushaltsmitgliedern, Substanzmittelabusus von Haushaltsmitgliedern und
Gefängnisaufenthalt von Haushaltmitgliedern sowie Gewalt gegen die
Mutter waren häufiger, wenn die Teilnehmenden von der Trennung der
Eltern berichteten. Die Trennung der Eltern war nicht mit einer erhöhten
Rate psychischer Beeinträchtigungen und bei Frauen auch für
körperliche Beeinträchtigungen assoziiert, wenn keine anderen
Formen von Kindheitsbelastungen vorlagen.
Schlussfolgerung Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich getrennt
haben, erleben häufiger auch weitere Formen von Kindheitsbelastungen als
Altersgenossen. Gerade diese Kumulation von belastenden Kindheitserlebnissen
scheint es zu sein, die mit Beeinträchtigungen im Erwachsenenalter
zusammenhängen.