Organisationsversagen und NSU-Ermittlungen

Abstract

ZusammenfassungDer vorliegende Artikel analysiert aus organisationssoziologischer Perspektive, warum die polizeilichen NSU-Ermittlungen auch nach jahrelang erfolglosen Untersuchungen im Bereich der Organisierten Kriminalität eine rechtsextremistische Urheberschaft der NSU-Morde ausschlossen. Um diese Frage zu beantworten, bedient sich der Artikel einer entscheidungstheoretischen Routine- und Lernperspektive. Das mit diesem theoretischen Instrumentarium verfolgte Ziel liegt in der Analyse der Lernobstruktionen der polizeilichen Ermittlungen im NSU-Komplex. Darauf aufbauend werden empirische und analytische Anschlussperspektiven aufgezeigt.

Fehler aus organisationssoziologischer Perspektive (Stefanie Büchner)

“…Fehleranalysen aus organisationssoziologischer Perspektive ermöglichen einen integrierten und kritischen Blick auf Fehler, der die Spezifika der fragilen Leistungserstellung ebenso einbezieht wie organisationale Strukturprobleme, etwa die von fallzuständigen Fachkräften als Grenzstellen. Vor diesem Hintergrund tritt auch weniger die Identifikation eines bestimmten Fehlers, sondern die Bedeutung von Mustern und Routinen in den Fokus (Vaughan 1999;Dosdall 2018). Wie verzahnen sich organisationstypische Muster der Problemlösung so miteinander, dass sie ein Scheitern nicht kausal hervorbringen, aber strukturell hochwahrscheinlich machen?…”

Germany's silence: Testimonial injustice in the NSU investigation and willful ignorance in the NSU trial

“…17 For the research and statistics, see https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/324634/ rechtsextreme-gewalt-in-deutschland/; accessed Nov 18, 2022. 18 This is not the case in all academic disciplines; see, for example, Schmincke and Siri (2013), Dosdall (2018), Nobrega et al (2021 for sociological research on the NSU and Pichl (2022) as well as Karakayali et al (2017) for a legal perspective. 19 See, for example, the many articles concerned with Trump and the rise of fascism in the United States that were produced in the last years: Stanley (2018), Dávila (2017), Zembylas (2019), Cherry (2022), Bailey (2020), andPark (2017), to name but a few.…”

“…1818This is not the case in all academic disciplines; see, for example, Schmincke and Siri (2013), Dosdall (2018), Nobrega et al. (2021), and Quent (2022) for sociological research on the NSU and Pichl (2022) as well as Karakayali et al.…”