Optimierung der chirurgischen Behandlung Brandverletzter: Auszüge aus der fachübergreifenden S2k-Leitlinie „Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen“

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Trotz Brandschutzmaßnahmen und Aufklärung erleiden ca. 0,5 Millionen Menschen pro Jahr in Deutschland Verbrennungen. Im Jahr 2018 mussten fast 2000 Schwerstbrandverletzte in deutschen Verbrennungszentren behandelt werden. Brandverletzungen stellen eine schwerwiegende Erkrankung mit hoher Mortalität und langfristigen Folgen für den Patienten dar. Methodik und Ergebnisse Ziel dieses Übersichtsartikels ist es, eine Zusammenfassung der derzeit gültigen Leitlinie zur Behandlung von Verbrennungen im Erwachsenenalter (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/044–001.html) zu präsentieren, wobei der Fokus auf folgenden Aspekten liegt: 1. der Akutbehandlung der Brandwunde am Unfallort, 2. der Entscheidungsfindung zur Verlegung in ein Brandverletztenzentrum, 3. der chirurgischen Wundversorgung mit Debridement und Hauttransplantation und 4. der Nachsorge. Die S2k-Leitlinie basiert auf aktueller Literatur und dem Konsens von 11 an der Behandlung Brandverletzter beteiligter Fachgesellschaften. Zusammenfassung Dieser Übersichtsartikel enthält gewichtete Empfehlungen zur Behandlung von Brandwunden erwachsener Patienten in Deutschland. Der Artikel soll Ärzten und medizinischem Personal in der Akutsituation vor Ort und in der Klinik die Entscheidung über die notwendige Behandlung erleichtern. Hiermit soll die Behandlungsqualität für Patienten verbessert werden.

Verbrennungen und thermomechanischen Kombinationsverletzungen

“…Hier greifen eher die grundlegenden Therapiealgorithmen zur Therapie der Hypovolämie basierend auf dem PHTLS-Konzept. Eine kalkulierte intravenöse Flüssigkeitstherapie mit 1000 ml/h kristalloider und vorgewärmter Infusionslösung unter Berücksichtigung des Ansprechens des Patienten auf die Volumentherapie ("Response") mit Reduktion einer volumenmangelbedingten Bedarfstachykardie ist die aktuell etablierte Vorgehensweise [6,7]. Dieser Therapieansatz soll einer fast regelhaft auftretenden Überinfusion von Brandverletzten vorbeugen und gilt für die ersten 2 Stunden nach Verletzung.…”

“…Die systemische Hypothermie mit ihrem nachgewiesenen negativen Einfluss auf das Überleben von SBV hat prognostisch einen höheren Stellenwert als mögliche positive Effekte einer Kühlung auf den Gewebsschaden ("Nachbrennen"). Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin wie auch die des American College of Surgeons empfehlen keine Kühlung [6,7]. Für generelle Kühlungsmaßnahmen, etwa durch Wasser, sogenannte "Burn Gels" oder kühlende Wundschnellverbände, wird nach wie vor keine evidente Empfehlung ausgesprochen [6,7,11].…”

“…Die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin wie auch die des American College of Surgeons empfehlen keine Kühlung [6,7]. Für generelle Kühlungsmaßnahmen, etwa durch Wasser, sogenannte "Burn Gels" oder kühlende Wundschnellverbände, wird nach wie vor keine evidente Empfehlung ausgesprochen [6,7,11]. Wie kontrovers das Thema diskutiert und gehandhabt wird, zeigt folgender Fakt: Trotz fehlender Empfehlung der entsprechenden Fachgesellschaften wurden 2020 30 % aller erwachsenen SBV und 65 % aller schwerverbrannten Kinder prähospital gekühlt [1].…”

“…Bei gleichzeitig vorliegenden, nicht kontrollierten Blutungen muss im Einzelfall der durch die Verbrennung entstandene Volumenbedarf gegen die Notwendigkeit der Hypotension zur Blutungskontrolle (permissive Hypotension) abgewogen werden. Orientierung zur Erfolgskontrolle gibt die Patienten-"Response" auf die Volumentherapie[7].Bei Verbrennungen durch einen Stromunfall muss ein kontinuierliches EKG-Monitoring erfolgen. 30 % der Stromverletzten zeigen initiale EKG-Veränderungen[8].…”

Die Therapie des Verbrennungsschocks – die ersten 24 h und darüber hinaus

“…Zielbereiche verschiedener Parameter im Verbrennungsschock. Die Diurese gilt in Leitlinien unverändert als wichtiger Zielparameter der Therapie des Verbrennungsschocks[10,18,19], unterliegt jedoch einer Vielzahl anderer Einflussfaktoren und reagiert häufig verzögert. Diese Limitationen sind bei der Einbeziehung der Stundendiurese in die Volumensteuerung zu berücksichtigen.…”