Können peripher wirksame, selektive µ-Opioid-Rezeptorantagonisten eine laxanzienresistente Obstipation während chronischer Opiattherapie beheben?
HintergrundOpioide werden in der Schmerztherapie, der Palliativmedizin und auf Intensivstationen regelmäßig eingesetzt. Häufig auftretende Nebenwirkungen der Therapie sind hierbei, neben meist passageren Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Harnverhalt und Atemdepressionen, vor allem gastrointestinale Beschwerden im Sinne einer schwer zu beherrschenden und oftmals ganz erheblichen Obstipation [1]. Diese Komplikation, die bis zum paralytischen Ileus reichen kann, wird hierbei allerdings nicht nur durch die Opioide selbst induziert, sondern kann durch begleitende Erkrankungen, wie Dehydrierung, oder auch parenterale Ernährung oder maschinelle Beatmung verstärkt werden [2]. Opiatinduzierte Störungen der Darmmotilität verlangsamen die MagenDarm-Passage und führen zu gastroöso-phagealem Reflux und zur Obstipation. Obstipation ist nicht nur unangenehm für die betroffenen Patienten, sondern kann auch weitere Folgeerkrankungen wie Blähungen, Erbrechen, Darmverschlüsse oder Perforationen induzieren und wird darüber hinaus, in schweren Fällen, mit Aspirationen und lebensbedrohlichen Lungenembolien in Zusammenhang gebracht [3]. Eine große randomisierte Studie auf 250 Intensivstationen konnte zeigen, dass 83% aller nichtoperativen kritisch kranken Patienten an Obstipation litten [3]. Opioidinduzierte gastrointestinale Komplikationen sind daher ein relevantes Problem sowohl in der Schmerztherapie als auch in der Intensivmedizin, wobei ausschließlich peripher wirkende µ-Opioid-Rezeptorantagonisten kausal wirksam werden und eine zielgerichtete Linderung versprechen können.
Patientenkollektiv und MethodikEs wurden 133 Palliativpatienten mit einer Lebenserwartung von jeweils über einem Monat, die mindestens 2 Wochen mit Opiaten therapiert sein mussten und in diesem Zusammenhang an einer laxanzienresistenten Obstipation litten, entweder mit dem peripheren μ-Rezeptorantagonisten Methylnaltrexon (0,15 mg/kgKG subkutan) oder einem Placebo behandelt. Die Behandlung erfolgte an jedem zweiten Tag für eine Gesamtdauer von 2 Wochen. Patienten, die die beiden Studienwochen abschlossen, konnten anschließend an einer dreimonatigen "Open-label"-Verlängerungsstu-die teilnehmen.Primäre Outcomeparameter waren (1) die Defäkation innerhalb der ersten 4 h nach der ersten subkutanen Gabe sowie (2) die Defäkation innerhalb der ersten 4 h nach der zweiten bis vierten Gabe in der ersten Studienwoche.