ZusammenfassungWährend die Förderung des professionellen Wissens grundsätzlich eine große Rolle innerhalb der Lehrkräftebildung spielt, wurden epistemische Aspekte dieses Wissens bisher nur unzureichend thematisiert. Gerade in Modellen wie dem Refined Consensus Model of Pedagogical Content Knowledge (RCM), welches eine Differenzierung unterschiedlicher Facetten des fachdidaktischen Wissens beschreibt, werden die entsprechenden epistemischen Voraussetzungen nicht beachtet. Dies betrifft insbesondere die fachdidaktischen Wissensformen, für die bisher keine Systematisierung epistemischer Aspekte besteht. Hierfür könnte die Nature of Science (NOS) eine wichtige Perspektive bilden. Ein sinnvoller Ansatz könnte der Family Resemblance Approach (FRA) nach Erduran et al. (2019) darstellen, laut dem insgesamt elf Kategorien zur Charakterisierung von kognitiv-epistemischen und sozial-institutionellen Dimensionen von Wissenschaften unterschieden werden können. Im Beitrag wird eine solche Systematisierung als Natur der Naturwissenschaftsdidaktiken vorgeschlagen und anhand von drei Thesen diskutiert. Dabei stellt Wissen über die Natur der Naturwissenschaften eine Voraussetzung für professionelles fachdidaktisches Wissen von Lehrkräften dar (These 1), da epistemische Aspekte des fachdidaktischen Wissens nur unzureichend durch NOS beschrieben werden. Dieses Wissen über die Natur der Naturwissenschaften wirkt sich in der Schulpraxis aus (These 2) und sollte daher expliziter in der Lehrkräftebildung thematisiert werden (These 3). Auch wenn die Natur der Naturwissenschaftsdidaktiken bisher nur theoretisch postuliert ist, kann eine solche Systematisierung der Komplexität naturwissenschaftsdidaktischen Handelns besser gerecht werden und sollte daher weiterverfolgt werden.