Multiple Sklerose und Schwangerschaft

Abstract

Die multiple Sklerose (MS) ist eine schubförmig verlaufende Autoim munerkrankung des zentralen Ner vensystems (ZNS), die vorwiegend junge Frauen im gebärfähigen Alter betrifft und bei einem Teil zu schwer wiegenden Behinderungen führen kann. Die Symptomatik der MS wird durch die Schwangerschaft und das Wochenbett moduliert; in diesen Zeitabschnitten sind auch besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, da die MS mit immunologisch wirksa men Substanzen behandelt wird. Pathogenese und Symptomatik der multiplen Sklerose Die MS ist die häufigste neurologische Erkrankung bei jungen Menschen, Frauen sind 2-bis 3-mal häufiger betroffen. In Deutschland wird die Zahl der Erkrankten auf mindestens 120.000 geschätzt. Typischerweise tritt die MS erstmalig in der zweiten und dritten Lebensdekade auf. Ursächlich ist eine Autoimmunreaktion gegenüber Myelinantigenen, die in einer Demyelinisierung der Nervenfasern und schließlich in einem axonalen Verlust mündet. Eine axonale Degeneration, die das Ausmaß bleibender Behinderung im Sinne persistierender neurologischer Defizite determiniert, kann jedoch bereits früh im Krankheitsverlauf auftreten. Etwa 85% der Erkrankungen verlaufen schubförmig and 15% chronisch progredient. > Etwa 85% der Erkrankungen verlaufen schubförmig and 15% chronisch progredient Der MS-Schub ist Ausdruck einer akuten Entzündungsaktivität (. Abb. 1). Die durchschnittliche Schubrate beträgt < 1 Schub pro Jahr. Als Schub werden neue neurologische Symptome oder eine Reaktivierung bereits zuvor aufgetretener Symptome bezeichnet. Die Symptomatik muss mindestens 24 Stunden anhalten und darf nicht durch eine Erhöhung der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen, z. B. durch Sauna, Infektionen) erklärbar sein. Alle neurologischen Symptome, die innerhalb von 30 Tagen auftreten, werden zu einem Schub gezählt bzw. als derselbe Schub gewertet. Die prognostisch günstigeren schubförmigen Verläufe treten insbesondere bei jüngeren Patienten und bei Frauen auf. Sie sind prognostisch günstiger, da hier die Entzündungsaktivität im Vergleich zur axonalen Degeneration der Neurone bei den chronisch progredienten Verlaufsformen im Vordergrund steht. Damit sind sie im Gegensatz zu den chronisch progredienten Verlaufsformen antientzünd-lich gut behandelbar; so kann der häufige Übergang in die chronische Progredienz nach einem mehrjährigen schubförmi-gen Verlauf signifikant verzögert werden. Diese sekundär chronisch progrediente Verlaufsform kommt mit und ohne aufgesetzte Schübe vor. Die chronische Progredienz geht mit einer schleichenden Verschlechterung klinischer Symptome einher und kann auch primär, d. h. von Beginn der Erkrankung an auftreten. Schwangerschaft und Stillperiode bei von multipler Sklerose Betroffenen Schwangere mit MS haben kein höheres Risiko für geburtshilfliche und neonatale Komplikationen. Fertilität, Konzeption, Gestation, Geburtsgewicht und Geburtsmodus sind ähnlich wie bei gesunden Frauen. Die Inzidenz von kongenitalen Anomalien, Früh-und Fehlgeburten Abb. 1 8 Magnetresonanztomographie (MRT) eines Patienten mit mult...