ZusammenfassungWir berichten über einen 40-jährigen Patienten, der sich mit Fieber, Druckschmerz im rechten Oberbauch, atemabhängigen rechtsseitigen Thoraxschmerzen und akuter Dyspnoe vorstellte. Bildgebend wurden größere Leberabszesse sowie ein ausgedehntes rechtsseitiges Pleuraempyem nachgewiesen. 16 Wochen zuvor hatte sich der Patient einer Zahnextraktion aller 3. Molaren (18, 28, 38, 48) und eines 1. Molaren (46) sowie einer systematischen geschlossenen Parodontitis-Behandlung unterzogen. Im Pleura- bzw. Leberabszesspunktat wurden vier verschiedene Spezies der physiologischen Mikrobiota der Mundhöhle nachgewiesen (Streptococcus anginosus, Streptococcus constellatus, Actinomyces odontolyticus, Prevotella denticola). Ein zugrundeliegender Immundefekt war nicht nachweisbar. Unter sonografisch gesteuerter Leberabszessdrainage, operativer Versorgung des Pleuraempyems mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS) und Einlage von Thorax-Saug-Drainagen sowie gezielter antibiotischer Therapie kam es innerhalb von 6 Wochen zur vollständigen Ausheilung. Der Fallbericht veranschaulicht relevante Infektionsrisiken größerer zahnärztlicher Interventionen und diskutiert die derzeitigen Empfehlungen zur Durchführung einer periinterventionellen antimikrobiellen Therapie in den zahnärztlichen Leitlinien. Wichtig erscheint vor allem eine gute klinische Nachbeobachtung betroffener Patienten.