Möglichkeiten und Probleme des Einsatzes postalischer Befragungen

Abstract

Zusammenfassung: Untersucht wird, welche Strategien bei postalischen Befragungen in der Allgemeinbevölkerung zu hohen Ausschöpfungsquoten führen und wie sich die Befragten unterscheiden, die durch die sukzessiven Mahnaktionen in die Befragung einbezogen werden. Grundlage sind Umfragen in den Städten Chemnitz, Dresden und Leipzig mit einer Bruttostichprobe von rund 2000 Personen pro Stadt und mit bis zu drei Mahnaktionen. Die Ausschöpfungsquoten liegen mit Werten zwischen 68 und 70 Prozent über denen, die normalerweise in Großstädten mit face-to-face und telefonischen Befragungen erreicht werden. Im Gegensatz zu den Annahmen in der Literatur macht es keinen Unterschied für die Ausschöpfungsquote, ob man Briefmarken auf dem Versand-und dem Rücksendeumschlag verwendet, ebenso wenig wirkt sich das Vorhandensein einer Original-vs. einer gescannten Unterschrift auf dem Anschreiben aus und ob in der Spätphase der Mahnungen finanzielle Anreize eingesetzt werden. Durch die Erinnerungsaktionen werden vor allem die schlechter Gebildeten und die politisch Desinteressierten in die Untersuchung einbezogen.

Die Bereitschaft, sich wieder befragen zu lassen, in postalischen Erhebungen / The Willingness to Be Re-interviewed in Mail Surveys

“…u. a. Hippler/Seidel 1985, Reuband/Blasius 1996, Thoma/Zimmermann 1996, Reuband 2001. Inzwischen beruht eine Vielzahl von kommunalen Erhebungen, aber auch Untersuchungen im akademischen Bereich nicht zuletzt aus Kostengründen auf postalischen Befragungen (vgl.…”

Partizipation an der Hochkultur und die Überschätzung kultureller Kompetenz

“…11 Diese Quote ist als über-durchschnittlich gut anzusehen: sowohl im Hinblick auf postalische Bevölke-rungsbefragungen, bei denen -wie im Fall von Besucherumfragen -kein Erinnerungsschreiben folgt (vgl. Reuband 1999Reuband , 2001, als auch im Vergleich zu anderen Besucherumfragen in Opernhäusern oder anderen Kultureinrichtungen, bei denen der Fragebogen entweder vor Ort abgegeben oder zurückge-sandt wurde (vgl. z.…”

“…Und da seltenere Opernbesucher überproportional Personen mit niedriger Bildung sind (vgl. Reuband 2001Reuband , 2006a, könnte dies zur Folge haben, dass sich niedrig Gebildete verstärkt unter den Opernbesuchern der Bevölkerungsbefragung wiederfinden. Soziale Erwünschtheitseffekte wären unter diesen Umständen nicht notwendigerweise primär für die verstärkte Repräsentanz der schlechter Gebildeten verantwortlich.…”

“…Welche Bildungsgruppe dabei am ehesten zu solchen Effekten neigt, variiert je nach Untersuchung: mal sind es die besser Gebildeten (vgl. Emnid 1981, Noelle-Neumann und Petersen 1996, mal die schlechter Gebildeten (Reuband 2001; ähnlich für die USA Schuman und Presser 1981: 148 ff.). Inwieweit sich in diesen Unterschieden die spezifisch erfragte Thematik widerspiegeln, ist ebenso eine offene Frage, wie der Stellenwert der Tatsache, dass die Daten mittels eines persönlichen Interviews erhoben wurden.…”

“…Ähnliches lässt sich bei Fragen zu fiktiven Politikern feststellen (vgl. Reuband 2001). 29 Warum der hier verwendete Indikator für sozial erwünschte Antworttendenzen bei den schlechter Gebildeten einen stärkeren Effekt ausübt als bei den besser Gebildeten, ist unklar.…”