Beim Rückbau von Spannbetonbrücken wird gelegentlich aus baupraktischen Gründen angestrebt, in Herstellrichtung abzubrechen. Dadurch liegen die Trennfugen für die Abbruchtakte nicht an den bestehenden Koppelfugen und die Spannglieder müssen sich über Verbund verankern. Nach dem Durchtrennen der Spannglieder kann nicht immer von einer sofortigen vollständigen Rückverankerung ausgegangen werden. Die Bemessung der Rückbauzustände erfordert aber eine konkrete Annahme für die Verankerungslänge. Ferner ist eine Überprüfung der tatsächlich auftretenden Spaltzugkräfte im Bereich der Verbundverankerung von Interesse. Für diese Bemessung gibt es bereits Ansätze, die bisher jedoch nicht vollständig experimentell untersucht wurden. Daher wurden beim Rückbau einer Talbrücke mehrere Messungen mit faseroptischen Sensoren durchgeführt, die Aufschluss über die Dehnungsänderung beim Abbohren eines Spannglieds geben. Daraus können Informationen über die Verbundlänge und die Spannungsverteilungen im Diskontinuitätsbereich gewonnen werden. Die Ansätze für die Bemessung aus der Literatur konnten teilweise experimentell bestätigt werden. Es zeigt sich, dass bei der Bemessung sowohl globale als auch lokale Effekte berücksichtigt werden müssen, da die Verbundlänge bei gerissenen Bauteilen größer ist. Außerdem bieten sich die präsentierten faseroptischen Messlayouts auch zur Verifizierung der rechnerischen Verankerungslängen und zur Reduktion von Unsicherheiten bei einem Rückbau an.