Lernziele ! -Häufigkeit, Art und Bedeutung kognitiver Beeinträchtigungen bei MS einordnen können -Zusammenhänge mit Erkrankungsdauer, kör-perlichen Symptomen, Verlaufstyp und psychologischen Aspekten erfahren -nähere Informationen zu den häufig beeinträchtigten kognitiven Funktionen erwerben -Überblick über den aktuellen Stand der neuropsychologischen Diagnostik bei MS gewinnen; wissen, zu welchem Zweck welche Verfahren eingesetzt werden können und auf welche Probleme geachtet werden sollte -erfahren, wie sich kognitive Defizite in MRTBefunden widerspiegeln können -Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten erhalten Häufigkeit kognitiver Beeinträchtigun-gen und Zusammenhänge mit dem Krankheitsverlauf ! Erste Berichte zu kognitiven Beeinträchtigungen (KB) bei der Multiplen Sklerose (MS) gab es bereits im 19. Jh. [1], Schweregrad und Tragweite dieser Beeinträchtigungen wurden jedoch erst sehr viel später deutlich [2]. Heute wird davon ausgegangen, dass bis zu 70 % der MS-Patienten KB aufweisen [3, 4]. Allerdings bestehen große Diskrepanzen hinsichtlich der Prävalenzangaben in den einzelnen Studien, die vermutlich nicht nur aus der hohen interindividuellen Variabilität der Symptomatik, sondern auch aus methodischen Problemen, z. B. kleinen, selektiven Stichproben, resultieren. Daher sind die Studienergebnisse meist nur bedingt vergleichbar ( • " Tab. 1). Besonders bedeutsam sind daher die Ergebnisse der wenigen Studien mit großen Stichproben. Patti et al. [5] untersuchten 550 Patienten mit schubförmig remittierender MS (RRMS; Expanded Disability Status Scale: EDSS ≤ 4,0) und fanden bei 20 % KB -bei weniger konservativer Betrachtung zeigten allerdings fast 60 % der Patienten kognitive Auffälligkeiten. In einer weiteren großen Studie mit 461 RRMS-Patienten (EDSS: 2,6 ± 1,39) wurden bei 31 % der Fälle KB ermittelt; die Autoren stuften 15 % der Patienten als leicht, 11 % als moderat und 5 % als schwer beeinträchtigt ein [6]. KB bei MS zeigen sich weniger in der globalen kognitiven Leistungsfähigkeit als vielmehr in spezifischen Domänen. Grundsätzlich kann jede kognitive Funktion beeinträchtigt sein. Besonders häufig sind Verarbeitungsgeschwindigkeit, Lernen und Gedächtnis betroffen, während andere Bereiche, wie "einfache" Aufmerksamkeit und grundlegende verbale Fähigkeiten, üblicherweise intakt sind; charakteristische neuropsychologische Syndrome wie Aphasie, Amnesie, Apraxie oder Neglekt kommen nur sehr selten vor [3 -8]. Je nach Studie -und somit je nach zugrunde liegender Stichprobe und verwendeten Methoden -kann die Rangliste der Prävalenzen kognitiver Defizite in den verschiedenen Bereichen variieren. Bis zu 70 % aller MS-Patienten sind von kognitiven Defiziten betroffen. Diese zeigen sich weniger in der globalen Leistungsfähigkeit als vielmehr in spezifischen Domänen, z. B. in der Verarbeitungsgeschwindigkeit, beim Lernen und Gedächtnis. KB können schwach ausgeprägt sein, v. a. in frü-hen Krankheitsphasen, und interindividuell variieren [9]. Es gibt Hinweise dafür, dass über die Hälfte aller MS-Patienten bereits in...