Am Mittwoch nach Pfingsten 1527 nahm das Leben von Margareth Los eine schicksalhafte Wende. Die verwitwete Marktfrau -ihr Alter kennen wir nichthatte den Tag auf dem Markt in Esslingen verbracht und war auf dem Heimweg nach Stuttgart. Da geschah ihr etwas, was sie wie folgt schildert (Abb. 1):[A]lls Ich von Esslingen ab dem Marckht widerumb gein Stutgarten ganngen, mich daselbs unnder dem Esslinger thor mit zwayen Statknechten verwarten, fahen, in der ubelthetter thurn bei des nachrichters haus fieren, meine cleider außziehen, mich auf dem haubt und dem gantzen leib bescheren, ain weisse alben anlegen, an die follter schlagen, meine fues unden mit einem strickh zusamen binden unnd mit einer strauben auff die erden anhefftenn, uber sich an der falltern mit zuruckgebunden henden ziehen, ain und zu zeiten bis in die ander stundt hangen, mit grossen rutten darmit mir aller mein leib verwundet worden schlagen, lumppen in zerlassen bech stossen, die anzünden, mir mein schinbain darmit verbrennen, ein saill mit grossen knopfen in form eines crantz auf mein haubt setzen, und das mit einem stecken anziehen und spannen, schweineschuh an die fues legen, darunder ein kessel mit glut setzen, mir allso die fueß und schenkel bis herauff an die knie verbrennen, in die Thurn ring oder eissen schlagen, das ain schinbain in einen plock schrauffen, den nachrichter darauff mit einem fues tretten, In ein laitter flechten alle meine glider auffs hochst auseinander ziehen, mit rutten darzu schlagen, auf ainen stull binden, mit gluigen kollen uberschuten, meinen gantzen leib allso reisschen, bratten. Unnd alls er mich unschuldig, auch gentzlich unbekannt ainichs ubel befund [en], volgendts bei nechtlich [er] weill aus Stutgarten umb sanct Jacobs-* Der vorliegende Beitrag ist eine bearbeitete Übersetzung des Aufsatzes "Survivors of Witch Trials and the Quest for Justice in Early Modern Germany", erstmals erschienen im Journal of Medieval and Early Modern Studies 50/2 (2020), S. 349 -375. Er wurde übersetzt und wiederveröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Duke University Press (www.dukeupress.edu). Mein Dank gilt zudem Peter Rückert für die Unterstützung bei meiner Forschung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart sowie für die Einladung zur Publikation des übersetzten Aufsatzes in dieser Zeitschrift. Dank für Auskünfte und Informationen schulde ich auch Christopher R. Friedrichs, Joseph Leo Koerner und Christopher Wood.