In unserem Beitrag stellen wir die kreativ-poetische Mitgestaltung von Sprache und Gesellschaft als Zielhorizont eines literarisch fundierten DaF/DaZ-Unterrichts vor. Der Hintergrund sind Überlegungen zu der Frage, welcher Sprachbegriff einem DaF/DaZ-Unterricht zugrunde gelegt werden sollte, der den komplexer gewordenen Anforderungen an die Sprachvermittlung in der postmodernen, postmigrantischen Gesellschaft von heute Rechnung tragen kann. Grundgedanke ist, dass Sprache im Lernprozess nicht als etwas (vermeintlich) Fertiges übernommen, sondern von Anfang an kreativ verändert und poetisch mitgestaltet wird und werden darf. Dies gilt auch für die Gesellschaft und die Beteiligung an den diskursiven Prozessen, in denen ihre Entwicklung gemeinsam ver-und ausgehandelt wird. Dafür braucht es eine Sprachdidaktik, die nicht bei der einseitigen Privilegierung der konventionellen Seite des Sprechens stehen bleibt, sondern Sprache als grundlegend offen und in Bewegung denkt und so für Lernende in ihrem Spannungsreichtum, ihrer Veränderbarkeit und Literarizität zugänglich macht.