Kulturelle Prägungen wirtschaftlicher Institutionen und wirtschaftspolitischer Reformen.

Abstract

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die ordnungspolitische Entscheidung weltweit zugunsten der Marktwirtschaft gefallen. Auch dem nichtökonomischen Beobachter der Weltszenerie wird jedoch auffallen, dass es sich um verschiedene Formen von Marktwirtschaften handelt. Als übliches Kriterium zur Typisierung der verschiedenen Formen dient das relative Ausmaß staatlicher oder korporativ organisierter Eingriffe in den Marktmechanismus und damit in die Privatinitiative. Daraus ergaben sich die geläufigen Unterscheidungen zwischen freier und gelenkter oder zwischen liberaler, sozialer und wohlfahrtsstaatlicher Marktwirtschaft (vgl. Kloten 1955; Leipold 1993).Diese Typologien finden im Zeitalter der Globalisierung ihr Pendant in der Unterscheidung zwischen dem Modell des freien marktgeleiteten Kapitalismus angloamerikanischen Musters (market-led capitalism), dem Modell des konsensual, korporatistisch und sozialstaatlich verfaßten Kapitalismus rheinischen, deutschen oder skandinavischen Musters (negotiated, consensual capitalism) und dem Modell des staatlich geleiteten Kapitalismus ostasiatischen Musters (state-led capitalism), das seinerseits in die Varianten des vertikalen Ichiban-Kapitalismus japanischen Musters und des netzwerkartigen Beziehungskapitalismus (crony capitalism) chinesischen Musters aufgeteilt wird (vgl.