Kritik und Normativität in der (empirischen) Legitimitätsforschung

Abstract

ZusammenfassungDer Beitrag nimmt die seit längerer Zeit in der Legitimitätsforschung geführte Debatte um die als zu reduktionistisch empfundene, dichotome Unterscheidung zwischen normativen und empirischen Zugängen zum Ausgangspunkt, um aufzuzeigen, welche unterschiedlichen normativen Dimensionen auch der empirischen Legitimitätsforschung inhärent sind. Hierzu wird eine Systematisierung vorgeschlagen, die die Debattenstränge zu Normativität und Kritik sowie die bewertungssoziologische Unterscheidung zwischen Werten und Bewerten aufnimmt. Es wird argumentiert, dass durch diese Differenzierungen unterschiedliche Lagerungen der Legitimationsforschung, insbesondere der empirischen Legitimationsforschung, greifbar werden.Hierzu extrahiert der Beitrag zwei Leitunterscheidungen zwischen, erstens, Werten und Bewerten sowie, zweitens, danach, wer jeweils wertet und bewertet. Entlang dieser Achsen ordnet der Beitrag exemplarisch Zugriffe der bestehenden Legitimitäts- und Legitimationsforschung, auf der Basis wessen normativen Referenzrahmens ein Legitimitätsurteil gefällt wird und auf welcher Ebene Legitimität beurteilt wird, ein. So wird illustriert, dass Unterschiede in der normativen Lagerung anhand der Systematisierung klarer zutage treten und unterschiedliche Spielarten der Legitimationsforschung genauer verortet werden können als in bisherigen Systematisierungsversuchen.Dabei geht es dem Beitrag nicht darum, für ein bestimmtes Modell der Legitimitätsforschung zu plädieren. Vielmehr soll die Vielfalt des Umgangs mit der normativen Dimension – und damit auch der (sich ergänzenden) Varianten des Verständnisses von Legitimität – in der empirischen Forschung aufgefächert werden. So wird veranschaulicht, auf welchen Ebenen Kritik und Normativität jeweils verortet sind, um die Implikationen für eine (meta-)kritische Legitimitätsforschung zu diskutieren.

Innovating Empirical Research on Legitimacy: Repertory Grid Analysis

“…In the political science debate it is unclear, for example, whether legitimacy should be measured exclusively empirically or whether it should be evaluated normatively (Patberg, 2013), whether it should be understood as a bottom-up or top-down phenomenon, or whether legitimacy is a state or a process that itself constructs legitimacy (Wiesner and Harfst, 2019). This paper connects to this theoretical and especially methodological literature on the concept of legitimacy and its measurement, especially the Patberg-Zürn debate (Zürn, 2011;Patberg, 2013;Barnickel, 2021). Wiesner and Harfst (2019) suggest that these conceptual questions and problems regarding the empirical-analytical conception of legitimacy should be triggered by clarifying the role of normative standards in the empirical study of legitimacy.…”

Gesellschaft und Politik verstehen

“…2007: 3-8; zu Verknüpfungen beider Perspektiven vgl. Barnickel 2021). Einer normativen Herangehensweise geht es darum, Prinzipien für anerkennungswürdige Herrschaft zu definieren und auf dieser Grundlage Herrschaftsordnungen zu bewerten.…”