Zusammenfassung
Hintergrund
Die Studienlage zu Kautabak und Zigarettenrauch ist eindeutig und zeigt karzinogenes Potenzial. Über Schnupftabak ist hingegen wenig bekannt, v. a. auf zellulärer Ebene gibt es keine ausreichenden wissenschaftlichen Publikationen. Somit lässt sich die eventuell mutagene Wirkung von Schnupftabak nur schwer einschätzen. In Konsequenz stützt sich die WHO in ihrer Einstufung des Schnupftabaks als nicht karzinogen auf eine sehr eingeschränkte Datenlage.
Ziel
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Schnupftabak auf mögliche zyto- und genotoxische Effekte auf humane Lymphozyten und Nasenschleimhautzellen zu untersuchen um ggf. tumorinitiierende Effekte darzustellen.
Material und Methoden
Eingesetzt wurden eine Schnupftabaksorte ohne Menthol und eine Sorte mit Mentholzusatz. Die benötigten Nasenschleimhautzellen und Lymphozyten wurden von 10 Probanden gewonnen und eine Stunde lang mit einem Schnupftabak-DMSO-Gemisch (2000 µg/ml bis 0,01 µg/ml) inkubiert. Zur Analyse wurde der Trypanblau-Test, der Comet-Assay und der Mikrokerntest verwendet.
Ergebnis
Der Trypanblau-Test zeigte keinen Abfall der Vitalität. Beim Comet-Assay ergab sich bei Lymphozyten ein signifikanter Anstieg der DNA-Fragmentierung ab 100 µg/ml, bei Nasenschleimhautzellen ab 1000 µg/ml. Der Mikrokerntest wies keine signifikante Zunahme der Mikrokerne auf. Es konnte kein Unterschied zwischen den beiden Tabaksorten aufgezeigt werden.
Diskussion
Es zeigte sich eine Schädigung der Erbsubstanz im Comet-Assay, die möglicherweise reparabel ist. Irreparable DNA-Schäden im Sinne von Mikrokernen wurden nicht gefunden. Nach diesen Ergebnissen muss die Einstufung der WHO in Zweifel gezogen werden. Untersuchungen mit weiteren Endpunkten der Genotoxizität sind somit gerechtfertigt, um zu einer fundierten Beurteilung des Risikopotenzials von Schnupftabak zu gelangen.