Zusammenfassung
Hintergrund Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die
Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe Einfluss auf ethische Einstellungen
hat. Ziel dieser Untersuchung war es, die Haltung und Vorgehensweise von
Geburtshelfern und Pränataldiagnostikern in perinatologischen
Konfliktsituationen zu erfassen und zu vergleichen.
Methoden Explorative
Querschnittsstudie anhand einer online Befragung unter deutschen
Perinatalzentren Level I und Pränataldiagnostikern mit DEGUM-Level
II/III. Erfragt wurden ethische Grundeinstellungen im perinatologischen
Kontext sowie die Fallvignette eines fetalen hypoplastischen Linksherzsyndromes.
Ergebnisse Die Antwortrate betrug 57,1% (310/543).
55% der Befragten waren sowohl geburtshilflich als auch
pränataldiagnostisch, 24,5% ausschließlich
pränataldiagnostisch und 14,2% rein geburtshilflich
tätig. 27% stimmten der Aussage zu „Eine ungewisse
Prognose rechtfertigt einen Schwangerschaftsabbruch“, wobei
Pränataldiagnostiker diese Ansicht deutlich häufiger teilten als
Geburtshelfer. Eine gemeinsame interdisziplinäre Beratung bei einer
komplexen fetalen Fehlbildung befürworteten 98,3%. Im Falle
eines hypoplastischen Linksherzsyndroms würden 84,3% aller
Befragten die Option einer postnatal palliativen Behandlung ansprechen,
während einen Fetozid 57,7% der Pränataldiagnostiker,
aber nur 34,1% der Geburtshelfer mit den Eltern diskutieren
würden.
Zusammenfassung
Eine interdisziplinäre
pränatale Elternberatung bei komplexen fetalen Fehlbildungen wird von
nahezu allen Pränataldiagnostikern und Geburtshelfern in Deutschland
befürwortet. Zwischen den Spezialisten zeigen sich jedoch
unterschiedliche Haltungen bezüglich der Optionen einer
Schwangerschaftsbeendigung.