Klinische Relevanz zirkulierender Mammakarzinomzellen

Abstract

Die individualisierte Prognoseeinschätzung und Therapie des Mammakarzinoms sind trotz weit reichender Fortschritte in der Onkologie nach wie vor nur bedingt möglich. Eine mit Hilfe der klassischen klinisch-pathologischen Faktoren gewählte Behandlung kann bei Mamakarzinompatientinnen zu Über-wie zu Untertherapien führen. Besonders vielversprechend bei der Suche nach neuen prognostischen und prädiktiven Markern ist zurzeit die Detektion von disseminierten (DTZ) und zirkulierenden Tumorzellen (ZTZ) in Knochenmark bzw. im Blut.Der Nachweis einer hämatogenen Tumorzelldissemination gilt als potenzieller Surrogatmarker einer späteren Fernmetastasierung. DTZ im Knochenmark können bei 30-40% aller Patientinnen mit primä-rem Mammakarzinom detektiert werden. Der Nachweis von DTZ zum Zeitpunkt der Erstdiagnose, aber auch die Persistenz derselben unter einer Therapie sind ungünstige prognostische Faktoren. Die Praktikabilität von wiederholten Knochenmarkspunktionen unter einer Therapie ist zeit-und kostenintensiv und für die Patientin unangenehm, dagegen bietet die Untersuchung von peripherem Blut deutliche Vorteile. Daher ist vor allem die klinische Bedeutung der ZTZ (Abkürzungen s. . Infobox 1) derzeit Gegenstand zahlreicher klinischer translationaler Studien. Einen Überblick über das klinische Potenzial der ZTZ-Detektion und die aktuelle Studienlandschaft in Deutschland gibt . Abb. 1. Zirkulierende Tumorzellen und ihr Beitrag zur TherapieoptimierungIn den letzten 20 Jahren wurden verschiedene Techniken zur Detektion von ZTZ entwickelt. Grundlage der Detektion ist zum einen der antikörperbasierte Nachweis von epithelialen Markern wie z. B. Zytokeratin oder humanem Mammaglobin, zum anderen die Amplifikation der mRNA epithelspezifischer Gene [10,12]. Standardisierte diagnostische Tests sind kommerziell erhältlich und vereinfachen translationale Forschung im Rahmen großer klinischer Studien. Der halbautomatische CellSearch® Assay (Veridex, Warren, NJ, USA) kombiniert die immunmagnetische Anreicherung EpCAM-positiver epithelialer Zellen und deren Charakterisierung durch den positiven Nachweis von Zytokeratin und den negativen Nachweis des Leukozytenantigens CD45 zum Ausschluss einer unspezifischen Färbung [7]. Diese Methode erlaubt die Quantifizierung der ZTZ (. Abb. 2). Im Gegensatz dazu erfolgt die Detektion der immunmag netisch angereicherten ZTZ (EpCAM+ und MUC1+) beim AdnaTest BreastCancer TM (AdnaGen, Langenhagen) durch den Nachweis der Expression epithelspezifischer Marker (GA733-2, MUC1 und HER2) mittels semiquantitativer Real-Time(RT)-PCR [10]. Zirkulierende Tumorzellen beim primären MammakarzinomDie klinische Bedeutung der ZTZ-Detektion in der primären Situation wird derzeit in klinischen Studien analysiert (. Tab. 1). Der Nachweis isolierter Tumorzellen im Blut von Patientinnen mit primärem Mammakarzinom wurde im Rahmen der neoadjuvanten GeparQuattro-Studie mittels CellSearch® untersucht. Zwar konnte eine signifikante Senkung der ZTZ-Positivitätsrate nach neoadjuvanter Chemotherapie nachgewiesen werden, sie korrelie...