Zusammenfassung
Hintergrund
Kinder psychisch erkrankter Eltern haben ein erhöhtes Risiko für eigene psychische Belastungen, das durch das Erleben von Misshandlung und Vernachlässigung nochmals erhöht wird.
Ziel der Arbeit
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Entwicklung und erste Pilotierung spezifischer Screenings vorzustellen, die es ermöglichen, einen evtl. Unterstützungsbedarf bei Kindern psychisch erkrankter Eltern frühzeitig zu identifizieren.
Material und Methoden
Es wurden 2 Screeningverfahren für Kinder psychisch erkrankter Eltern entwickelt. Im Elternfragebogen des „Kinderscreenings“ werden psychische Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen (6 bis 18 Jahre) sowie Ressourcen in Kurzform erfasst (psychische Auffälligkeiten: 26 Items, bestehende Ressourcen: 4 Items). Im „Familienscreening“ werden ebenfalls im Selbstbericht der Eltern familiäre Risiko- und Belastungsfaktoren (8 Items) sowie Hinweise auf Misshandlung und Vernachlässigung in der Familie (9 Items) erfragt.
Ergebnisse
Beide Screenings sind mithilfe eines Ampelsystems leicht auszuwerten. Psychiatrisch Behandelnde erhalten eine erste Einschätzung und konkrete Hinweise zum aktuellen psychosozialen Behandlungs- und Unterstützungsbedarf der gesamten Familie und besonders der Kinder. Sie können in der Folge weitere Schritte zur integrierten Versorgung der Familie einleiten.
Schlussfolgerung
Das Kinder- und das Familienscreening sind zeitökonomische, gut verständliche Screenings zur Identifizierung des Behandlungs- und Unterstützungsbedarfs der Familie. Im weiteren Verlauf ist geplant, die Screenings nach abschließender Validierung systematisch in der psychiatrischen Versorgung erkrankter Erwachsener einzusetzen. Somit kann den weitreichenden negativen Folgen für diese Kinder vorgebeugt werden.