Kinder- und jugendpsychiatrische stationsäquivalente Behandlung (StäB): Therapieoption – für alle oder für wenige?

Abstract

Zusammenfassung. Fragestellung: Aufsuchende stationsäquivalente Behandlung (StäB) ist seit dem 01.01.2017 in Deutschland möglich und seit dem 01.01.2018 abrechenbar. Dennoch wird StäB unter Infragestellung der Machbarkeit der Rahmenbedingungen derzeit nur an wenigen Standorten der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Deutschland regelhaft angeboten. Ziel war es, anhand der ersten 58 stationsäquivalent behandelten Kinder und Jugendlichen am ZfP Südwürttemberg (2018–2019) die Machbarkeit und Kosten von StäB zu evaluieren. Methodik: Es wurden alle seit dem 01.01.2018 konsekutiv stationsäquivalent behandelten Fälle eingeschlossen und anhand von rein deskriptiven Analysen in SPSS.25 evaluiert. Ergebnisse: Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 37.95 Tage (SD 15.35), 86.2 % aller Familien beendeten die Behandlung regelgerecht, es kam nur bei drei Patientinnen und Patienten zu einem einvernehmlichen Behandlungsabbruch, fünf mussten in eine stationäre Behandlung verlegt werden. Es wurden primär internalisierende Störungen indiziert (70.7 %), während externalisierende Störungen nur ein Viertel der Behandlungsfälle ausmachten (27.8 %). Kosten einer StäB beliefen sich im Durchschnitt auf 8779,25 €. Schlussfolgerungen: StäB stellt eine neue Behandlungsform im familiären Umfeld dar, welche täglich stattfindet. Multiprofessionalität der Behandlung ist Voraussetzung. Eine Umsetzung in den gegebenen Rahmenbedingungen ist möglich. Eine Akzeptanz von den Familien ist gegeben, die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt leicht über dem stationären Bundesdurchschnitt.

Wirksamkeit und Sicherheit von Home-Treatment in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine systematische Literaturübersicht

“…Die Studiengröße reichte von 58 (StäB-Beobachtungsstudie) [23] bis 206 (kanadisches NRCT) [24,25] effektiv teilnehmenden Kindern bzw. Jugendlichen.…”

“…Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen lag zwischen 9,8 [26] und 15,3 [23] Jahren. In den nordamerikanischen Studien nahmen mehr Buben als Mädchen teil (durchschnittliche Verteilung: 68,0 vs. 32,0 %) [23][24][25]27], im deutschen BeZuHG-RCT hingegen mehr Mädchen (69,0 %). In der niederländischen Beobachtungsstudie und den weiteren 2 deutschen Studien war das Geschlechterverhältnis relativ ausgewogen [28]…”

“…Über alle 6 Studien hinweg wurden insgesamt Daten von 452 Home-Treatment-Teilnehmer*innen und 238 stationär im Krankenhaus oder Heim behandelten Teilnehmer*innen ausgewertet, die zwischen 6 und 18 Jahren alt waren. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen lag zwischen 9,8 [26] und 15,3 [23] Jahren. In den nordamerikanischen Studien nahmen mehr Buben als Mädchen teil (durchschnittliche Verteilung: 68,0 vs. 32,0 %) [23][24][25]27], im deutschen BeZuHG-RCT hingegen mehr Mädchen (69,0 %).…”

“…Mannheimer HT-Modell [16,26] BeZuHG-Modell [31] StäB-Modell [23] niederländisches HT-Modell [28] kanadisches HT-Modell [24,25] US-amerikanisches HT-Modell [ ▶ Tab. 2 (Fortsetzung)…”

Debate: Quantity of impatient beds and quality of child psychiatric and psychotherapeutic care provision – a German perspective

“…These sessions are enhanced by the option to attend in addition single days of day hospital, group therapy, adventure therapy or occupational therapy on the hospital grounds. The second model is St€ aB ([Stations€ aquivalente Behandlung], German acronym for '(Home)treatment equivalent to inpatient care') (Boege, Schepker, Grupp, & Fegert, 2020). In St€ aB, the families receive daily treatment elements at home, 7 days a week, 1-2h a day.…”