Kinder psychisch kranker Eltern

«Nicht von schlechten Eltern!» Effekte einer therapieintegrierten Familienintervention

“…Unter den vielfältigen Belastungssituationen, die das Aufwachsen von Kindern prägen können, hat die Bedeutung einer psychischen Erkrankung eines Elternteils in den letzten Jahren eine zunehmende Aufmerksamkeit erfahren. Wie Lenz [2014] ausführt, kommt die Forschung übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass eine psychische Erkrankung der Eltern als besonderer Risikofaktor für eine fehlangepasste Entwicklung und psychische Störungen der Kinder wirkt. In Deutschland sind schätzungsweise 3 Millionen Kinder von den Folgen einer psychischen Störung eines oder beider Elternteile betroffen .…”

“…In alltäglichen und besonders in herausfordernden Erziehungssituationen fällt es ihnen aufgrund der Belastungen durch die Erkrankung noch schwerer als gesunden Eltern, sich für angemessene Erziehungsstrategien zu entscheiden. Lenz [2014] [Siegenthaler et al, 2012]. Ergebnisse aus randomisiert kontrollierten Studien ergeben eine Effektstärke von g = 0,72 [Christiansen et al, 2011] [Craig et al, 2008;Wiegand-Grefe et al, 2011].…”

“…Ebenso bedeutend ist die Vernetzung von Hilfsangeboten, da heutzutage eine flächendeckende und interdisziplinäre Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern noch nicht in Sicht ist [Lenz, 2014;Wagenblass und Schone, 2001]. Das Ziel der Jugendhilfe, der Erwachsenen-sowie der Kinder-und Jugendpsychiatrie, der Justiz und der Angehörigengruppen sollte eine Zusammenarbeit der Disziplinen sein, sodass Inhalte der Praxis und Forschung besser zur Hilfe für psychisch kranke Menschen und ihre Familien genutzt werden können.…”

Psychisch kranke Eltern in stationärer Behandlung

“…wurden emotio-nale Mangelerfahrungen, fehlende soziale Unterstützung, Überforderung und Isolation als charakteristisch für die Gefühlswelt von Kindern mit psychisch kranken Eltern berichtet [10]. Krankheitsassoziierte Einschränkungen der Erziehungsfähigkeit der Eltern sowie weitere Faktoren, die ihrerseits häufig mit schweren psychiatrischen Erkrankungen assoziiert sind wie Armut oder Arbeitslosigkeit in der Familie, familiäre Disharmonie, Trennung der Eltern und Verlust von wichtigen Bezugspersonen, könnten sich negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken [4,11]. In einer Untersuchung von psychisch kranken Patienten im süddeutschen Raum wiesen diese im Vergleich zu einer Kontrollgruppe eine höhere elterliche Stressbelastung auf, die Korrelation zwischen kindlicher Auffälligkeit und elterlicher Stressbelastung war in der Gruppe der psychisch kranken Eltern signifikant stärker [12].…”

Kinderwunsch und Familienplanung psychiatrischer PatientInnen aus Sicht der Fachkräfte – Ergebnisse einer qualitativen Studie

“…Vor dem Hintergrund dieser Schwie-rigkeiten und Befürchtungen gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass die persönliche Entscheidungsfreiheit, sich für oder gegen Kinder zu entscheiden, dennoch nicht den überwiegenden Wunsch nach einem Zusammenleben in einer festen Partnerschaft mit Kindern abgelöst hat [4]. Trotz der subjektiv hohen Bedeutung von Elternschaft [5 -8] auf der einen Seite und den kindlichen Entwicklungsrisiken im Zusammenhang mit der elterlichen psychischen Erkrankung [9] andererseits, ist nur wenig darüber bekannt, ob und in welcher Weise die in der psychiatrischen Versorgung Tätigen diese Problematik wahrnehmen und in Therapie und Begleitung aufgreifen. Eine Dokumentenanalyse psychiatrischer Fachliteratur zeigte, dass die innerhalb des deutschen Sprachraums verwendeten psychiatrischen Lehrbücher keine Inhalte bzw.…”