Kanines Herpesvirus und Canine Minute Virus: eine Querschnittsstudie unter Zuchthunden in Deutschland

Abstract

Zusammenfassung: Gegenstand und Ziel: In einer Querschnittsstudie wurde die Verbreitung von Infektionen mit dem kaninen Herpesvirus (CHV-1) und dem Canine Minute Virus CnMV) in Deutschland anhand des Nachweises von Antikörpern im Blutserum von Zuchthunden und der virologischen Untersuchung von klinischen Proben und Organmaterial verstorbener Welpen untersucht. Material und Methoden: Zwischen März 2004 und Oktober 2005 wurden 429 Serumproben im Serumneutralisationstest auf Antikörper gegen CHV-1 und im indirekten Immunfluoreszenztest (IFT) auf IgG-Antikörper gegen CnMV untersucht. Die klinischen Untersuchungsproben bestanden aus 37 Vaginalund Rachentupfern, 34 Spermaproben, 16 Kotproben sowie aus Organproben von 37 abortierten oder verstorbenen Welpen aus 14 Würfen. Alle klinischen Proben wurden mittels PCR auf CHV-1 und CnMV untersucht. Ergebnisse: 27,7% (119/429) der Serumproben wiesen neutralisierende Antikörper gegen CHV-1 auf. Die statistische Auswertung ergab nur für das Geschlecht einen signifikanten Einfluss auf den Serostatus von CHV-1. Der Anteil der Seren, die im IFT positiv auf Antikörper gegen CnMV getestet wurden, lag bei 5,7%. Die virologische Untersuchung auf CHV-1 und CnMV erbrachte in allen Fällen ein negatives Ergebnis. Schlussfolgerung: Insgesamt scheint CnMV in Deutschland deutlich weniger verbreitet zu sein als in anderen Ländern der Welt. Klinische Relevanz: Die Seroprävalenz ist nicht gleichzusetzen mit der Häufigkeit CHV-1-bedingter klinischer Erkrankungen. CHV-1 und CnMV sind wahrscheinlich in weit weniger Fällen die Ursache von Welpensterblichkeit und Reproduktionsstörungen als in der Praxis der Verdacht geäußert wird.

Todesfälle in einem Wurf französischer Bulldoggen Welpen im Zusammenhang mit dem caninen Herpesvirus 1

“…Treten in einem Bestand gehäuft Fälle mit Welpensterblichkeit auf, sollte immer eine pathologische Untersuchung mit gegebenenfalls weiterführender Diagnostik durchgeführt werden. Erkrankungen unterschiedlicher Ursache bei neonatalen Welpen zeigen häufig eine ähnliche klinische Symptomatik und sind klinisch nicht voneinander zu differenzieren [5].…”

“…Die Inzidenz der Verbreitung einer CHV-1-Infektion beträgt serologischen Studien zufolge je nach Land zwischen 0,5-88 %. In Deutschland liegt die Seroprävalenz zwischen 18,8 und 29,2 % [4,5]. Dabei hat die Haltung der Hunde einen großen Einfluss.…”

“…Zu beachten ist, dass die Seroprävalenz nicht mit dem Auftreten klinischer Erkrankungen gleichgesetzt werden kann. Klinische Erkrankungen kommen deutlich weniger häufig vor [5]. Zur Dauer der Persistenz der Antikörper im Blut gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben.…”

“…Bei adulten Hunden und Welpen über 3 Wochen verläuft eine Infektion mit CHV-1 in der Regel symptomlos. Gelegentlich können milde respiratorische Symptome in Verbindung mit einem Zwingerhustenkomplex auftreten [3,5]. In dieser Altersgruppe kann sich außerdem die sogenannte okkuläre Form (Blepharitis, Konjunktivitis, Keratitis) der Infektion entwickeln.…”