Dieser Beitrag behandelt die Beziehung zwischen sozialem Gedächtnis und Literatur unter drei Aspekten. Man kann ‚schöne' Literatur einmal als Vorwegnahme, Ergänzung oder Konkurrenz zu den Sozialwissenschaften mit Vergangenheitsbezug sehen. In einer anderen Sicht trägt Literatur viel zur Schaffung und Erhaltung eines diskursiven, kulturellen Gedächtnisses selbst dann bei, wenn sie sich von historischer Wahrheit weit entfernt. Die Beziehung zwischen dem ‚fiktiven' und dem ‚beschreibend-erklärenden' Charakter von Literatur wird abschließend sowohl für die Sozial-als auch für die Literaturwissenschaft erörtert.