Jugendlich oder erwachsen?

Abstract

Ausgehend von der geschichtlichen Entwicklung des § 105 JGG werden zunächst die statistischen Kennzahlen der letzten Jahre für die Verurteilung nach dem Jugend- sowie nach dem allgemeinen Strafrecht dargestellt. Anschließend befasst sich der Beitrag mit den entwicklungspsychologischen Paradigmen und Theorien, die im Zusammenhang mit der rechtspsychologischen Einschätzung der Gesamtpersönlichkeit unter Berücksichtigung der Umweltbedingungen in der Literatur diskutiert werden. Ein Augenmerk wird auf die Entwicklungsaufgaben, die Entwicklungspfade und die Kriterien zur Reifebeurteilung gelegt, welche unter aktuellen gesellschaftlichen und methodischen Aspekten kritisch analysiert werden. Das Kriterium der „Veränderbarkeit“ der Persönlichkeit und die erzieherischen Einwirkmöglichkeiten bei Heranwachsenden erscheinen besonders bedeutsame Merkmale für die psychologische Beurteilung des § 105 JGG zu sein. Abschließend stellen die Autoren einen diagnostischen Prozess für die gutachterliche Praxis vor.