Nullum est iam dictum, quod non dictum sit priusPublius Terentius Die Zahl der Publikationen über die Riesenzellarteriitis (RZA) hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Wäh-rend Schmidt in seiner Monographie 1995 [65] 2194 Veröffentlichungen zitiert, fand Loddenkemper [51] aus den Jahren 1952-2004 über 4000 Titel allein zum Stichwort Arteriitis temporalis. Die überwiegende Mehrzahl der Publikationen beschäftigt sich mit Klinik und Therapie, viele auch mit der Immunpathogenese und der pathologischen Anatomie. Mit der Geschichte dieser Krankheit haben sich nur wenige Autoren auseinandergesetzt. Sofern die Historie erwähnt wird, werden die Mayo-Kliniker Horton, Magath und Brown [37] genannt, die 1932 aufgrund von 2 Patienten die Arteriitis temporalis als eigenständiges Krankheitsbild beschrieben und 1937 nach Beobachtung von insgesamt 7 Fällen eine eindeutige Abgrenzung von der Panarteriitis nodosa vornahmen [38]. Schließlich hat Horton (. Abb. 1) seine weiteren Erfahrungen in verschiedenen Publikationen bis 1966 mitgeteilt [39], wobei er auch auf Erblindung, Zungennekrose und intermittierendes Hinken des Kiefergelenkes hinwies. Die RZA wird auch heute noch in vielen Ländern als Morbus Horton bezeichnet. Das Krankheitsbild wurde aber schon vor Horton in Einzelfällen beschrieben, wenn auch noch nicht als eigenständige Krankheit erkannt, so von Hutchinson 1890 [40], von M. Schmidt 1930 [66] und Barnard 1935, von letzterem allerdings als Tuberkulose interpretiert [6]. Nahezu gleichzeitig mit Horton, aber von ihm unabhängig beschrieben Paviot et al. 1934 (zitiert nach [3]) die Krankheit. Während Horton zumindest in der ersten Publikation von einer auf die Arteria temporalis beschränkten Krankheit sprach, brachten Lucien et al. 1939 [52] den Beweis, dass auch andere Regionen befallen sein können, in ihrem Falle die Schilddrüse. Horton erwähnte die Augenbeteiligung erst 1937, etwa gleichzeitig mit Jennings und Camb 1938 [42]. Auf die Klinik der RZA soll hier nicht eingegangen werden; sie ist heute allen Ärzten bekannt. Horton sprach von einer gutartigen Krankheit, die ausheile. Den ersten töd-lichen Fall berichtete Sproul 1942 [72] mit Befall der Aorta und der Aa. carotis, anonyma, subclavia, pulmonalis, coeliaca, mesenterica, iliaca, renalis und Tod an einem Herzinfarkt. Diese wichtige Arbeit ist, offenbar weil sie als Vortragsabstract publiziert wurde, kaum zur Kenntnis gelangt. Erst 1946 nannten Cooke et al. [15] ihren Bericht: "Temporal arteritis: Generalized vascular disease". Andersen 1947 [3] bestätigte diese Feststellung. Schon 1941 hatte Gilmour die Krankheit aufgrund der histologischen Charakteristika, die er bei Autopsien an Aorta und anderen Gefäßen gefunden hatte, chronische Riesenzellarteriitis genannt [23]. Wenn die RZA auch bevorzugt die Aorta mit ihren Abgängen und speziell die zum Kopf führenden Arterien befällt, so sind im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Fälle beschrieben worden, die beweisen, dass sämtliche Stromgebiete betroffen sein können. Nachdem es sich zweifelsfrei um eine syste...