‚isch schwöre‘ : Theologisch-ethische Perspektiven auf das 8. Gebot

Abstract

Schwören ist scheinbar zu einem Alltagsphänomen geworden. Das zeigen die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Jugendsprache. Denn in Dialogen unter Jugendlichen begegnet häufig die Routineformel »ich schwöre!« 1 . Wahlweise heißt es auch »i schwör« oder »isch schwör«. Ergänzt wird diese Formel bisweilen auch durch ein vor-oder nachgesetztes »uallah/wallah« oder auch »Alter«. Solche Sprachformeln werden unter dem Begriff Kiezdeutsch gefasst, mit dem ein »Sprachgebrauch von Jugendlichen aus multiethnischen urbanen Wohngebieten« 2 markiert wird. Doch die Annahme, damit würden Jugendliche besonders häufig schwören, führt in die Irre. Sagen Jugendliche »Ich schwöre«, so ist das zu unterscheiden von der standarddeutschen Bedeutung des performativen Ausdrucks »Schwören« im Sinne einer Eidesformel (ich schwöre bei Gott), der Bekräftigung einer bestimmten Ansicht oder Überzeugung (ich könnte schwören, ich habe das und das gesehen) oder einer nachdrücklichen Versicherung (ich schwöre, dass ich das nicht bemerkt habe). Denn wie andere jugendsprachliche Ausdrücke 3 auch, handelt es sich bei der Formel »Ich schwöre« bzw. bei ihren Variationen in erster Linie um »Diskursmarker« 4 : »Die jugendlichen Kiezdeutschsprecher/innen benutzen ihren sprachlichen Code und die darin enthaltenen systematischen Abweichungen von der Standardspra-1 Siehe dazu Bahlo 2010.